Der Handel mit Waffen boomt wieder

■ Vor allem der Nahe Osten und Südostasien rüsten auf. Spitzenimporteur ist Saudi-Arabien

London (AP/AFP) – Der weltweite Handel mit Waffen boomt wieder. Nach mehreren Jahren mit rückläufigen Umsätzen verbuchte der Waffenhandel in den vergangenen zwei Jahren zum Teil zweistellige Zuwächse. Wie das Londoner Internationale Institut für Strategische Studien (IISS) in seinem gestern veröffentlichten Jahresbericht resümiert, rüsten besonders die Länder des Nahen Ostens und Südostasiens auf. Insgesamt hatte der Waffenhandel 1996 ein Volumen von 39,9 Milliarden Dollar, was einer Steigerung von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bereits im Vorjahr waren die Umsätze dem Bericht zufolge um 13 Prozent auf 36,9 Milliarden Dollar gestiegen.

Die USA und die europäischen Staaten drosselten zwar ihre Ausgaben für den Verteidigungshaushalt. Jedoch verbuchten die drei Staaten mit den meisten Waffenexporten – die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich – große Zuwächse.

Die Liste der Einkäufer führt mit großem Abstand Saudi-Arabien an. Mit Waffenimporten im Volumen von über neun Milliarden Dollar gab das Land 1996 mehr als dreimal soviel wie das zweitplazierte Ägypten für die Rüstung aus. Japan, China, Südkorea, Kuwait und als einziges westliches Land auch Großbritannien gaben jeweils mehr als eine Milliarde Dollar aus. Dicht dahinter folgten Israel und die Türkei. Das größte Volumen hat insgesamt der Waffenmarkt im Nahen Osten und Nordafrikas. Dies erklären die Londoner Friedensforscher mit den Rückschlägen im Friedensprozeß, Unsicherheiten bezüglich der militärischen Stärke der Golfstaaten Iran und Irak sowie dem Bürgerkrieg in Algerien.

Den von Deutschland, Spanien und Großbritannien entwickelten „Eurofighter“ bezeichnet das Institut als „ein Produkt des kalten Krieges“. Als größtes europäisches Militärprogramm gehöre er eher in die Zeit des Ost-West-Konfliktes, als daß er die veränderte Rolle europäischer Streitkräfte widerspiegele. Das Bundeskabinett hatte dem Kauf von insgesamt 180 Jets zum Gesamtpreis von 23 Milliarden Mark zugestimmt.