Kairoer Attentäter ist geständig

■ Der Hauptangeklagte Saber Farahat gesteht die Ermordung deutscher Touristen in einem Reisebus in der ägyptischen Hauptstadt. Er nennt politische Motive für seine Tat

Kairo (taz) – „Ich wünschte, in dem Bus wären Juden gewesen, aber Christen sind auch Ungläubige.“ Mit diesen an Journalisten gerichteten Worten des Hauptangeklagten wurde gestern in Kairo der Militärgerichtsprozeß gegen die Attentäter eröffnet, die sich für den Anschlag auf einen Reisebus mit deutschen Touristen letzten Monat im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt zu verantworten haben. Bei dem Attentat waren neun deutsche Touristen und ihr ägyptischer Fahrer umgekommen.

Vor Gericht stehen zwei bei der Tat gefaßte Attentäter, Saber Farahat und dessen Bruder Mahmud, sowie sieben weitere Ägypter, denen vorgeworfen wurde, die beiden mit Waffen und Munition versorgt zu haben. Saber hatte vor Prozeßbeginn ausführlich Gelegenheit, zu Journalisten zu sprechen.

Als Motiv für seine Tat gab er an, den ungläubigen Staat seiner wichtigsten Einkommensquelle – des Tourismus – berauben zu wollen. Der Anschlag sei eine Botschaft an alle Ausländer, nicht nach Ägypten zu kommen, erklärte er. Außerdem gab er an, nicht geistesgestört zu sein.

Damit widersprach er der offiziellen ägyptischen Darstellung, laut der es sich bei Saber Farahat um einen Geistesgestörten ohne politische Motive handelt, der seinen Bruder Mahmud zur Tat angestiftet haben soll. Saber war bereits wegen eines Anschlags auf Touristen in einem Kairoer Fünf-Sterne- Hotel vor fünf Jahren in eine Nervenklinik eingewiesen worden. Damals waren fünf Ausländer ums Leben gekommen.

Staatliche Zeitungen hatten nach dem Anschlag von Saber Farahats geistiger Nähe zum Gedankengut militanter Islamisten berichtet. Am ersten Prozeßtag bestätigte Saber nun vor Journalisten, an die Ideologie der Gruppe Dschihad zu glauben, bestritt aber jegliche organisatorische Verbindung. Bisher hat sich auch noch keine Organisation, wie ansonsten üblich, zu dem Anschlag bekannt.

Dennoch hatten vor allem ägyptische Oppositionszeitungen die offizielle Version angezweifelt. Hauptstreitpunkt war dabei die Frage, ob tatsächlich nur zwei Täter an dem Anschlag beteiligt waren oder ob weitere Personen beteiligt waren, wie es einige der Augenzeugen unmittelbar nach dem Anschlag berichteten. Um die Spekulation zu beenden, die dem Tourismus abträglich schien, verhängte der Militärstaatsanwalt eine Woche nach dem Anschlag kurzerhand gegen alle in- und ausländischen Journalisten ein Schreibverbot in Sachen Anschlag auf den Reisebus.

Der Prozeß wurde gestern vorerst auf nächsten Samstag vertagt. Den beiden Hauptangeklagten droht aufgrund der Anklage von zehnfachem Mord und versuchtem Mord in 23 Fällen die Todesstrafe. Karim El-Gawhary