Parteiisch -betr.: Kommentar "Windhammer", taz-Hamburg vom 9.10.1997 und "Dem Wind die Luft rausgelassen", taz-Hamburg vom 10.10.1997

Dank garantierter Abnahmepreise ist Windenergie derzeit eine Anlagesphäre mit überdurchschnittlich hoher Rendite. Davon profitieren Grundeigentümer, die Flächen für Windmühlen oder -parks verpachten, sowie die Anteilseigner der Betreibergesellschaften. Diese Interessenkoalition besteht, von Ausnahmen abgesehen, keineswegs aus Umweltfreunden. Sie instrumentalisiert lediglich ökologisches Gedankengut.

Den Schaden haben jene, denen die angeblich so eleganten Windräder für Jahrzehnte vor die Tür gepflanzt werden. Sie müssen Tag und Nacht quälende Pfeiftöne ertragen, sie müssen zum Teil mit stroboskopartigen Reflektionen von Sonnenlicht, erzeugt durch die Rotoren, leben, und eine Flucht ist meist unmöglich – ihre Häuser sind plötzlich unverkäuflich.

Wenn Sie „angehende Windmüller“bedauern, die „auf ihren für teures Geld erstellten Plänen sitzen“, so beruht diese Parteinahme darauf, daß Umwelt-Idealisten beim Thema Windkraft in einer argumentativen Falle sitzen: Wer Windenergie kritisiert, macht sich verdächtig, der Atomlobby das Wort zu reden. Also wird lieber der Klagechor der ungeduldigen Investoren verstärkt – das wird so manchen Zahnarzt freuen.

Erhellende Rechnungen über den Beitrag von Windparks zur Stromversorgung in Deutschland liefert übrigens das Buch „Windkraft – eine Alternative, die keine ist“, das es für 14 Mark bei 2001 gibt. Falls Sie die angedeuteten Interessenkonflikte mal an einem Beispiel durchdeklinieren wollen, bin ich gerne behilflich.

Rüdiger Falksohn