Der Herr der Fragen

Mit Disziplin und Akribie erfindet der Hamburger Willi Andresen täglich bis zu einhundert Fragen für das Spiel „Trivial Pursuit“  ■ Von Stephanie Buhr

Auf dem Computerbildschirm sind mehrere Fenster geöffnet, über einem steht „Millennium“. Doch bevor der Besucher weiterlesen kann, schließt Willi Andresen die Fenster. Die ersten Fragen und Antworten für die nächste Sonder-Edition von „Trivial Pursuit“will der Hamburger, der seit zehn Jahren in Deutschland der „Fragenfinder“für das beliebte Gesellschaftsspiel ist, noch geheimhalten.

Rund 55.000 Fragen hat Andresen schon gestellt. Alle 18 Monate wird das Basisspiel mit 4.800 Fragen zur Hälfte neu bestückt, dazu kommen jedes Jahr ungefähr 2.000 Fragen für Sonder-Editionen. Welche Eigenarten braucht man als Deutschlands Frager Nummer eins? „Disziplin und Akribie“, meint Andresen und deutet auf sein Büro. Dort, in Hamburg-Eppen-dorf, stehen 7.000 CDs alphabetisch sortiert in Regalen. Ähnlich sortiert ist die Festplatte seines Computers, auf der alle bereits gestellten Fragen gespeichert sind.

„Am Anfang hat ein in Deutschland lebender Kanadier die Fragen für die deutsche Ausgabe bearbeitet“, erzählt der 45jährige Andresen. „Nur, die waren auf Kanada ausgerichtet.“Er habe das Spiel für die deutschen Spieler umgeschrieben. Auch sprachlich hat Andresen einiges verändert. Die Fragen sollten einen gewissen Witz haben. Zwischendurch gebe es aber auch einige unlösbare Fragen, speziell für angebliche „Schlauberger“– so habe jeder eine Gewinnchance.

Nach einem Publizistik-Studium fing Andresen 1978 als Musikkritiker für Pop- und Jazzmusik in Hamburg an. Als Kenner der Szene sprach ihn ein Trivial-Pursuit-Mitarbeiter aus England an. Ein Jahr später kam das Angebot, in Deutschland die Gesamtausgabe des Spiels zu betreuen. Seither kümmert sich Andresen nur noch um neue Fragen, hauptberuflich. Nur ein einziges Mal benötigte er eine Mitarbeiterin: Als er letztes Jahr eine Kinder-Edition entwickelte, half ihm seine neunjährige Tochter, die Fragen für Kinder verständlich zu stellen.

Fragen zum Musikbereich schüttelt Andresen aus dem Ärmel. „Bei Kunst und Literatur hingegen muß auch ich mich erst einarbeiten.“Die Fragesuche betreibt Andresen ganz systematisch. Er lese jeden Tag mindestens fünf Tageszeitungen, sieht fern, hört Radio und geht regelmäßig in Bibliotheken. Das Internet sei für ihn nicht interessant, in einem Buch hingegen blättere er „und meine Antennen registrieren am Rand schon wieder neue Ideen und Informationen.“Bis zu hundert Fragen entstehen so an einem Tag, „dann bin ich aber auch leergeschrieben.“Manchmal stockt die Arbeit aber auch, dann sind es nur zwei Fragen an einem Tag.

Vielleicht entwickle er ja mal ein eigenes Spiel, sinniert Andresen. Aber dafür brauche er Zeit, und die sei im Moment knapp. Deshalb werde er dem Frage-Spiel wohl noch bis ins nächste Jahrtausend treu bleiben. Die entsprechende Edition mit 9.000 Fragen über das dann vergangene Jahrtausend ist schon in Arbeit – unter dem Titel „Millennium“.