Hochschule hat einen schweren Stand

■ Der Weg zum Wissenschaftsstandort Grohn wird steinig und rauh / Widerstand in der Studentenschaft wird heftiger

Der Rektor der Hochschule, Roland Mönch, hatte es nicht leicht. Er war praktisch der einzige auf dem Podium, der den Umzug der Hochschule von der Neustadt nach Bremen-Nord verteidigte. AStA, Grüne, Uni- und Senats-Vertreter gaben Kontra. Die grüne Bürgerschaftsfraktion hatte in den Hörsaal 2 der Roland-Kaserne in Grohn geladen, um über die Zukunft des Bundeswehrstandortes zu debattieren.

„Wir führen eine extrem deutsche Diskussion“, versuchte der Rektor dennoch für seine Sache zu werben. Er bemängelte die Angst vor der Zukunft, die in seinen Augen die Debatte um den teuren Standortwechsel prägt. „Alles wollen wir vorher wissen – aber das geht nicht immer“, forderte Mönch zu mehr Risikobereitschaft auf. Er stellte den Umzug als hochschulpolitischen Glücksfall dar: „Diese Chance gibt es in einer Großstadt kein zweites Mal.“Nur das Gelände der Ausbildungskaserne böte die Entwicklungsmöglichkeiten, die eine moderne Wissenschaftspolitik erfordere.

Der Rest des Podiums beschäftigte sich derweil damit, die Konzepte für einen Science-Park in der Luft zu zerreißen. Gängigster und beliebtester Hebel: Die Finanzierung des Umzugs sei alles andere als gesichert. In den Worten der AStA-Vertreterin der Hochschule, Annette Volkens: „Ein Riesenbatzen Geld fehlt.“Uni-Konrektor Wilfried Müller sekundiert: „Die Zahlen müssen Bodenhaftung haben.“Bis zu 600 Millionen Mark, so wird geschätzt, könnte die Umsiedelung kosten. Das alles geht nicht ohne Bundesmittel, die mehr als unsicher sind.

Damit sich die Hochschule rechnet, müßte zum Beispiel ein Großteil der Unterhaltsgelder aus privater Hand kommen. Ein Prognos-Gutachten schätzte den nötigen Privatgeld-Anteil so hoch, daß Grohn bundesweit einzigartig wäre. Daran aber glaubten die wenigsten Podiumsteilnehmer. Außerdem geht gerade den Studierendenvertretern der Trend viel zu sehr in Richtung Technische Privatuni. Sie vermissen Konzepte, wie das Studieren an der neuen Hochschule aussehen soll. „Hier soll in eine Technologiegeschichte investiert werden und nicht in wissenschaftliche Lehre“, lautete der Vorwurf des AStA.

Weitere Kritik: Falls das Geld während der Umzugs knapp würde, könnten in Bremens Hochschullandschaft unfertige „Torsos“stehen – die Entwicklung der Uni wäre aufgehalten, die Hochschule in einer unfertigen Kaserne sitzen. Uni-Konrektor Wilfried Müller rechnete außerdem vor, daß auch ohne Umzug die Gelder für Bremer Wissenschaft bald knapp werden. „Wenn das Investitions-Sonderprogramm ausläuft, können die Mittel für Personal und Unterhalt der wissenschaftlichen Einrichtungen ohnehin nicht mehr aufgebracht werden.“Ein Grohn-Umzug ohne Mittel aus diesem Sonderprogramm ist aber nicht denkbar.

Derweil deutete Müller an, daß die Uni an einem alternativen Nutzungskonzept für Grohn bastele. Die Grundidee scheint zu sein, daß Grohn einen anderen „Anker“bekommen soll: Statt der Hochschule soll eine andere Einrichtung die Wirtschaft nach Bremen-Nord locken. Doch derzeit sind die Überlegungen noch nicht spruchreif, sagt der Konrektor.

Daß die Umzugspläne von dem wichtigen Prognos-Gutachten regionalpolitisch und nicht hochschulpolitisch begründet wurden, ist auch Rektor Mönch klar. Seine Hochschule kann so oder so von der Diskussion nur profitieren – ob der Hochschulumzug nun kommt, oder nicht. „In 15 Jahren haben micht die Bezirkspolitiker ein einziges Mal eingeladen“, berichtet Mönch. Inzwischen ist die wissenschaftliche Einrichtung ins öffentliche Bewußtsein gerückt.

Christoph Dowe