Es ist nicht alles Geld, was wie Geld aussieht

■ Händler macht schnelle Mark mit Euro-Medaillen. Noch fehlt ein Gesetz, das so etwas verbietet

Nürnberg (taz) – „Sie wurden persönlich ausgewählt, den Deutschland EURO 1998 zum Erstausgabepreis von nur zehn DM zu erhalten“ – eine solche Mitteilung haben in den letzten Wochen viele Leute in ihrem Briefkasten gefunden. Die amtlich aussehende „Zuweisungs-Bescheinigung – Eilsache“ trägt als Absender das Bayerische Münzkontor. Doch der angeblich so wichtige „Auswahl-Bescheid“ ist nur eine Werbung für eine geprägte Zehn- Euro-Medaille. Medaillen sind im Gegensatz zu Münzen keine gültigen Zahlungsmittel, sondern Prägungen zu besonderen Anlässen.

Das Bayerische Münzkontor Göde bietet die Zehn-Euro- Stücke in TV-Spots, Anzeigen und Briefen an. Ein Euro wird einmal knapp zwei D-Mark wert sein. Bei einem Preis von zehn Mark für die Medaille könnte man die Offerte daher für ein Schnäppchen halten. Doch Göde und andere Anbieter, so warnen Experten der Deutschen Numismatischen Gesellschaft und des Münzhandels, versuchten lediglich, mit dem Euro die schnelle Mark zu machen. Während die Herstellung von Medaillen, die man mit gültigen Zahlungsmitteln verwechseln könnte, verboten ist, fehlt für den Euro noch eine entsprechende Regelung.

Dennoch ist wohl in Kürze mit einer entsprechenden Rechtsverordnung des Finanzministeriums zu rechnen. Dann muß das Verbot solcher unseriöser Euro-Angebote nur noch am Markt durchgesetzt werden. Und das kann nach allen Erfahrungen mit Händlern wie Göde lange dauern. Horst Peter Wickel