Querrille

The Sea And Cake-Nassau

(Moll/ EFA)

Die zweite Lektion aus Chicago. Wie bereits bei ihrem Vorgänger zeigen The Sea and Cake den Engländern, wie das geht: Gitarrenpop für den großstädtischen Geschmäckler. Fielen sie live gegenüber den befreundeten Tortoise, bei denen John McEntire ebenfalls das Schlagzeug rührt, noch der Beliebigkeit anheim, so fühlen sie sich im heimischen Studio wieder bestens aufgehoben. The Sea and Cake besteht aus ehemaligen Mitgliedern von Shrimp Boat und Cocktails, wenn das jemand wissen will, die gewitzt mit Doppelkodierungen spielen. Einerseits die feinen Melodien, die textlich um die gängigen Topoi der singenden Vögel und der vom Naturburschen angehimmelten Mädels kreisen; jedoch, verzwirbelt umgarnt, von winzigen Klangideen unterlaufen, ständig umzukippen drohen. Andererseits legieren sich Baß und Schlagzeug zu einem lässigen Groove, der vom leidenden Lied schlendernd wegführt. Dabei nehmen sie sich alle Zeit, um ein Klang-ambiente zu entwerfen, das der Bassist Eric Claridge passend als Sonnenuntergang mit Pferd und Stuhl visualisiert. Loungefunk, Freaky Listening, Avant-Pop – was es auch immer sein will, Nassau ist ganz wunderbar. Leichtfüßig und kantig, verdreht und euphorisch, Kopf und Fuß.Volker Marquardt