Untote Tote

■ The Bates vererben den Punk weiter

Alle sind sie tot: Gott, Kurt Cobain, Elvis und Punk. Diese Gewißheit stimmt so traurig, daß man nur allzu gerne ihren Wahrheitsgehalt überprüfen möchte. Das mit Gott hat Friedrich Nietzsche gesagt (naja), das mit Elvis und Kurt stand in der Zeitung (nun gut), und das mit Punk, das entstammt mündlicher Überlieferung (na also). Anlaß also für berechtigte Hoffnung, daß der Punk sich doch noch rührt. Und nicht wie angeblich Elvis auf dem Mond, sondern hier unter uns, ganz in echt und am Sonntag in der Markthalle.

Da lebt er dann, der Punk, und zwar in Gestalt der filigranen Kloppertruppe The Bates aus dem hessischen Eschwege. Ramones-inspirierten Breitwandgitarren-Pop-Punk zu brettern und aus der Provinz zu kommen sind zwar nicht unbedingt optimale Voraussetzungen für einen Platz im nationalen Hitparadenhimmel, doch die Bates haben es trotzdem geschafft. Und die Ordnungshüter der Rocklandschaft mögen noch so entrüstet krähen, daß es das ja alles schon mal gegeben habe. Wenn aber die einstmaligen Aushängeschilder dieser Musik sich darauf beschränken, müde und luschig der Rente entgegenzuschliddern, dann erfreut die betuliche Krachmelodik wie die der Bates.

Natürlich sind der Akkorde nur drei, und auch der lyrische Gehalt beschränkt sich auf einige wenige Topoi wie Feiern, Mädels und Verzweiflung. Aber was wird denn erwartet? Die Jugendlichen von heute sind ja nunmal so, daß sie sich nichts von ihren Altvorderen abgucken wollen. Wenn dann progressive Eltern mit Ramones- oder Sex Pistols-Platten winken, dann trinkt die Jugend desinteressiert Energy Drinks und schaut Viva. Und wenn bei Viva dann ein paar nett anzuschauende Herren durchs bunte Bild eiern und dazu ihre honigsüßen Melodien mit bracchial-rotzigen Riffs töten, dann ist das doch schön! Die vier jungen Herren nämlich können ihre Miete bezahlen, weil die Kids die Platte kaufen und glauben, einer Revolution beizuwohnen. Deshalb ist Punk nicht tot, sondern nur an die nächste Generation ohne lange Haare weitervererbt.

Benjamin von Stuckrad-Barre

mit Vicky Vomit: 14. Mai, Markthalle, 21 Uhr