Mit Wasserpistole und Filzer

■ Eiffe for President – Alle Ampeln auf Gelb im Abaton

Eiffe ist tot. Im Winter 1983/84 auf einer Moorwiese im Holsteinischen erfroren, wurde er im März 1984 tot gefunden. Seine letzten 15 Lebensjahre verbrachte er in der Geschlossenen Anstalt in Rickling/Holstein, lange nachdem seine Blütezeit als Hamburger Stadtbeschrifter vorbei war – wenngleich er auch in der Anstalt Wände, Betten, Rohre und Schilder mit seinen Texten überzog.

Eine flüchtige Gestalt hatte in den Studentenunruhen 1968 ernst gemacht mit dem Spaß. Peter-Ernst Eiffe, Reserve-Leutnant der Luftwaffe und BWL-Student, startete seine Revolution mit einem damals neuartigen Filzstift namens Flo-Master, mit dem es sich auf Wänden, Verkehrsschildern und anderen öffentlichen Flächen und in jeder Lage trefflich schreiben ließ. Bei einer studentischen Vollversammlung im Mai 68 zog er eine Wasserpistole. Und während sich draußen in der Stadt seine Kommilitonen noch ungeschickt mit Pinsel und Farbe bekleckerten, um die Forderung nach Enteignung Springers unters Volk zu bringen, zückte er nonchalant seinen Filzer und ließ Hamburg wissen, was ihm frommte: Eiffe for President - Alle Ampeln auf Gelb.

Unter diesem Titel startet am 11. Mai der Dokumentarfilm von Christian Bau und Artur Dieckhoff – den 10. Mai hatte Eiffe übrigens 1968 zum Tag Null der Eiffe-Time erklärt. Aus dieser Eiffe-Time erzählt der Film von Bau und Dieckhoff. Mit einem Kinospot und Veröffentlichungen in Hamburger Zeitungen hatten sie 1993 die Recherchen zu ihrem Projekt begonnen. Gefördert mit 130.000 Mark vom Filmbüro ist der gut einstündige Film entstanden. In Interviews mit Zeitzeugen wie dem Arzt Karl-Heinz Roth, dem Schriftsteller Peter Schütt oder dem Schauspieler Uwe Friedrichsen und mit historischen Fotos und Filmschnipseln entwickeln sich die Bilder über eine Legende. Ausschließlich lustig war das Leben des legendären Spaßmachers keineswegs, der im Kreise der Antiautoritätsverfechter den Autoritären gab und „Bundeskanzler der Studenten und Demonstranten“ werden wollte. Bau, der zuletzt mit dem Film Rendezvous der Freunde eine poetische Dokumentation über ein Max-Ernst-Gemälde geschaffen hatte, lotet die Tragik von Eiffes Leben aus. Es herrscht die Sachlichkeit der Dokumentation vor, die Schemen und Inszenierungen einer flüchtigen Gestalt Revue passieren läßt. Man hätte sich gewünscht, daß auch die Interviewpartner im Film kurz vorgestellt, zumindest benannt werden.

Monika Filter