Unser Klo soll schöner werden. Und billiger

■ Senat will Hamburgs öffentliche Pinkelbuden zu privaten Pommesbuden befördern

Wenn die Blase nach einem Ort der Entleerung schreit, ist die nächste „Bedürfnisanstalt“ meistens geschlossen. Der Stadtsäckel nimmt nämlich keine Rücksicht auf die Gefühle des inneren Berstens. Nur 135 der 182 öffentlichen Pinkelbuden in Hamburg sind wirklich geöffnet – mangels Staatsknete.

Mit 5,2 Millionen Mark belasten die Toiletten den auf Entschlackungskur umgestellten Hamburger Haushalt, und das ist dem Senat zu viel der Bedürfnisbefriedigung. Der Zustand der öffentlichen Klos sei außerdem eine „schlechte Visitenkarte“ für die Hansestadt, bekannte der Bedürfnisanstalt-Beauftragte des Senats, Dr. Fritz Vahrenholt. Fazit: Unser Klo soll schöner werden. Und billiger.

Deshalb gab der Senat gestern grünes Licht für eine Klo-Reform. Die zuständige Umweltbehörde arbeitet jetzt fieberhaft an einer kombinierten Spar-Schön-Sauber-Lösung für die hanseatische Notdurft. Der Senatsfavorit: das integrierte Kiosk-Klo und/oder Imbiß-Klo. Auf diese Weise könnten private Betreiber mit Currywurst und Verdauungslektüre dort Toilettenanstalten betreiben, wo sie wirklich gebraucht werden.

Wo Kommerz und Klo nicht zu einer Symbiose bürgernaher Grundversorgung verschmelzen können, soll High-Tech die empfindlichen Stellen unterhalb der Gürtellinie vor Verunreinigung schützen: in Form der sich automatisch selbst reinigenden Toilette.

In jenen Gegenden hingegen, wo die öffentliche Toilette keine FreundInnen findet, möchte Pinkelbuden-Senator Vahrenholt das Geld ganz einsparen. Wegen „geringer Auslastung“ schlägt eine einzige Notdurft an der Trinkhalle Stadtpark zum Beispiel mit 100 Mark zu Buche. Schuld an dem teuren Piß-Vergnügen sind die mageren Besucherzahlen – nur 0,7 Bedürftige pro Stunde.

Das anvisierte privatisierte Klohäuschen wird sich selbst tragen müssen. Mit Werbung und Pommes, Kippe und Kaffee soll kostendeckende Sauberkeit in Hamburgs öffentliche Bedürfnisanstalten einkehren. Die Umweltbehörde, die derzeit eifrig Anbebote einholt, ist optimistisch, was die Beliebtheit der Pinkel-Pommes-Buden als Investitionsobjekt angeht. Die Sprinkenhof AG – Verwaltungsgesellschaft städtischer Grundstücke – will bereits „wahnsinnig viele Interessenten“ in der Schublade haben, verrät Umweltbehörden-Sprecherin Ina Heidemann.

Silke Mertins