Ungemütliche Stubensessel

Der Angriff auf die Gemütlichkeit: Die Hamburger Raumobjekte-Messe beschreibt  ■ Vanessa Ogle

„Meine Objekte passen eher in die Welt von Mad Max als in das Hochglanz-Design eines James Bond-Films“, lächelt Stephan Schrör. Der 33jährige ist einer von rund 60 AusstellerInnen, die ihre Designer-Möbel am kommenden Wochenende bei der „Raumobjekte“-Messe auf Kampnagel zeigen. „Das eigentliche Thema der Messe sollten Büromöbel sein“, berichtet Florbella Ferreira von der zuständigen Veranstaltungsagentur. „Da die Designer aber eine solche Vielfalt von Ideen mitbrachten, werden auch andere Möbel ausgestellt.“

Design, findet Stephan Schrör, kann ohnehin unterschiedlich aufgefaßt werden. Bei „Raumobjekte '97“fühlt er sich wohl, weil „der Schwerpunkt der Messe auf den Objekten liegt, nicht so sehr auf Design als technischer Perfektion“.

Eines seiner Ausstellungsstücke für „Raumobjekte '97“könnte tatsächlich aus einem von Mel Gibsons Mad Max-Filmen stammen: Ein Sessel, zusammengebaut aus Stahlstücken – „mit dicken Schweißnähten, kalt, nicht zum Sitzen geeignet, eher das Wesen eines Sessels ausdrückend“, sagt der Designer. „Bewaffneter Friede“heißt das Stück und ist, so Schrör, „ein Angriff auf die deutsche Gemütlichkeit“, die sich zwischen Sessel, Fernseher, Chips, Bier abspielt. Sitzgelegenheit und doch wieder nicht. Man könne Gegenstände ruhig ihrer natürlichen Funktion entfremden, findet der Designer: „Aber ist ein Hammer, den man auf einen Stapel Briefe legt, ein Hammer oder ein Briefbeschwerer?“Das Spiel mit verschiedenen Funktionen eines Gegenstandes mache den Möbelbastler zum Künstler.

Seit sieben Jahren lebt Schrör von seinem Beruf: In seiner kleinen Werkstatt in Altona fertigt er Designermöbel, vorwiegend aus Metall. Gelernt hat er sein Handwerk autodidaktisch, wie er sagt. „Vielleicht gehe ich deswegen auch anders an die Arbeit heran, ich sehe die Perfektion des Handwerks nicht als meine Berufung. Das ist Aufgabe der Industrie.“Dennoch stellt der Designer auch Möbel für den täglichen Gebrauch her – etwa im Auftrag von Trendläden, die Techno- oder Skatermode verkaufen. Oft richtet er auch Büros ein.

Seine Möbelstücke stellt Stephan Schrör auch bei diversen Einrichtungs-Geschäften in Hamburg aus. „Meist sehen die Leute irgendwo meine Möbel und wenden sich dann an mich“, erzählt er. Ein Problem sei häufig, daß die meisten KundInnen zwar genau wüßten, was sie nicht wollten, ihre Wünsche jedoch nur schwer präzisieren könnten, erklärt Schrör – und hat noch eine Herausforderung gefunden, der er sich stellen muß.

Raumobjekte '97: Kampnagel, Jarrestr. 20-24; Öffnungszeiten: Freitag, 24. Oktober, 16-22 Uhr; Samstag, 25., 14-22 Uhr und Sonntag, 26., 11 bis 19 Uhr