Mein Makler betrügt mich

Die Checkliste für Wohnungssuchende und Häusle-Käufer: Was zeichnet eine gute Vermittlerin aus, und wieviel darf sie kosten?  ■ Von Judith Weber

Anzeigen

Eine Gem.Dg.-Whg oder 24qm, Dachgeschoß: Ob MaklerInnen sorgfältig arbeiten, erkennt man oft schon an ihren Anzeigen. „Die Wohnungs-Vermittler sollten in ihren Annoncen keine Abkürzungen benutzen, die Laien nicht verstehen“, erklärt Gabriele Fox, Pressesprecherin des Hamburger „Verbandes Deutscher Makler“(VDM). Besonders bei günstigen Wohnungen jagt häufig ein Kürzel das nächste; schließlich ist es billiger, eine Wohnung mit 69qmWfl zu inserieren als wenn die Kleinanzeige von 69qm Wohnfläche kündet. Aber Komf-Kü, Blk. und andere Wortwürste sind verwirrend: MieterInnen fühlen sich zu recht gefoppt, wenn statt „mit Bad“nur Bd in der Anzeige steht.

Auf Angebotszetteln oder in Katalogen sollte generell „die Miete inklusive aller Nebenkosten ausgewiesen werden“, meint der Hamburger „Ring Deutscher Makler“(RDM). Bei Eigentumswohnungen oder Häusern muß der mögliche Käufer außerdem ein Foto bekommen, einen Grundriß des Gebäudes und einen Lageplan.

Und das alles nicht auf verwischten schwarz-weiß-Kopien. „Eine gewisse Ausbildung“, meint Gabriele Fox, „erkennt man häufig schon an der Aufmachung des Informationsmaterials.“

 Besichtigung

Punkt 17.10 Uhr blockiert die Lichtschranke der Fahrstuhltür. Fünf Frauen und sechs Männer stecken in der Kabine, einer mit Hund, und alle wollen die Wohnung im achten Stock anschauen. Schon ein schlechtes Zeichen. Denn „ein qualifizierter Vermittler organisiert keine Gruppenbesichtigungen“, meinen die Hamburger Maklerverbände. Gruppenbesichtigungen verstoßen gegen ihren Ehrenkodex.

Wenn drei Paare und fünf Singles gleichzeitig den Abstellraum vermessen, „hat der Makler keine Zeit, die Fragen einzelner Kunden zu beantworten“, meint Gabriele Fox. Ausnahmen erlaubt der Ring Deutscher Makler lediglich bei „Besichtigungen von Baustellen oder Musterwohnungen am Wochenende.“

Beratung

„Der Makler muß sich auskennen in der Wohnung“, sagt Klaus Volkerts, stellvertretender Vorsitzender des Hamburger RDM. Soll heißen: Wenn die Maklerin auf der Suche nach der Toilette ins Schlafzimmer platzt, sollten sämtliche Miet-Interessierten ihre Zollstöcke einklappen und nach Hause gehen. Das gilt auch für Eigentumswohnungen oder Häuser. Wer eine Wohnung kaufen möchte, kann Protokolle der vergangenen Eigentümerversammlungen verlangen. Vielleicht haben die anderen WohnungsbesitzerInnen gerade vereinbart, für 10.000 Mark das Dach decken zu lassen?

Zum Häuslekauf gehören außerdem Infos über Wohngeld und eine mögliche Instandhaltungsrücklage – und MaklerInnen sollten über Finanzierungsmöglichkeiten Bescheid wissen.

Mängel

Gut, wenn die Vermittlerin schon in der Diele verrät, daß die Terrassentür quietscht und daß der Nachbar links seine Musik nie vor drei Uhr nachts aufdreht. Ansonsten: fragen, auch nachdem der Mietvertrag abgeschlossen ist.

Professionelle MaklerInnen sollten ihre KundInnen auch dann noch beraten. „Wenn man einzieht, bemerkt man vielleicht Mängel, die bei der ersten Besichtigung noch nicht aufgefallen sind“, sagt RDM-Presesprecher Klaus Volkerts. „Dann darf der Makler nicht gleich den Hörer auf die Gabel knallen, sondern muß sich darum kümmern – auch wenn der Vetrag längst unterzeichnet ist.“

Verwaltung

Manche VermittlerInnen sind gleichzeitig WohnungseigentümerInnen – wenn auch auf Umwegen. Wie der Hamburger Hausbesitzer, der seine Gebäude von einer Rostocker Firma an den Mieter bringen ließ. Daß er auch das Maklerunternehmen leitete, verschwieg er. So kassierte der Mann zu unrecht 30.000 Mark Courtage von seinen MieterInnen.

Ein Vermieter in Wandsbek ließ seine Frau die familieneigenen Wohnungen vermitteln. „Solche wirtschaftlichen Verflechtungen gibt es oft“, berichtet Eckhard Pahlke, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg. „Ein Ehepartner vermietet die Wohnungen, der andere vermakelt sie.“

Deshalb sollte der Makler zu Beginn der Verhandlungen klarstellen, ob er nur Vermittler ist oder außerdem Besitzer oder Verwalter des Hauses.

 Gebühren

Nicht höher als zwei Netto-Kaltmieten darf die Makler-Courtage sein, plus Mehrwertsteuer. Sie ist erst fällig, wenn Mieter und Vermieter den Vertrag unterschrieben haben.

Bei Häusern oder Eigentumswohnungen muß der Makler in sein Angebot schreiben, wieviel er an der Vermittlung verdienen will – mehr als sechs Prozent des Kaufpreises inklusive Mehrwertsteuer sind Wucher. Eine gesetzliche Höchstgrenze wie bei der Courtage für vermittelte Mietwohnungen gibt es hier aber nicht.

Eine Kaution darf nicht höher sein als drei Kaltmieten.

 Verbände

„Den meisten Ärger haben wir mit Gelegenheitsmaklern“, berichtet Eckhard Pahlke. „Diejenigen, die in einem Verband organisiert sind, sind meistens ordentlich.“

480 der rund 1000 Hamburger MaklerInnen sind Mitglied im Ring Deutscher Makler (RDM), dem ältester Zusammenschluß in der Bundesrepublik. Zum konkurrierenden Verband Deutscher Makler (VDM) gehören weitere 150 Hamburger VermittlerInnen. Beide Zusammenschlüsse prüfen, ob MaklerInnen qualifiziert sind, bevor sie die BewerberInnen aufnehmen.

Während der RDM von seinen Mitgliedern eine Aufnahmeprüfung verlangt und ein verbandseigenes Gütesiegel verteilt, müssen VDM-MaklerInnen Fortbildungskurse belegen. Für beide Zusammenschlüsse gilt: Wenn KundInnen Probleme mit einer Vermittlerin haben, können sie sich dort beschweren. Zwar droht den MaklerInnen als Höchststrafe der Ausschluß aus dem Verband, aber der trifft sie hart, behauptet der RDM: „Schließlich ist das ein Zertifikat, das öffentlich anerkannt ist.“

Ring Deutscher Makler, % 357 59 9 0; Verband Deutscher Makler, % 38 8 4 72