Fiction wird Park

■ Seit gestern steht am Pinnasberg der Planungs-Container für den St. Pauli-Park

Stachelrankengewächse, Hundescheiße und Bierdosen. Kein Grund zum Verzweifeln. Der triste Hang zwischen Antonikirche im Norden und St. Pauli-Hafenstraße im Süden wird entrümpelt und ab dem kommenden Frühjahr in einen Park für und von Menschen aus St. Pauli verwandelt. Nach zweieinhalb Jahren Streit mit Hamburgs Behörden ist es BürgerInnen, der Gemeinwesenarbeit St. Pauli-Süd sowie den KünstlerInnen Christoph Schäfer und Cathy Skene gelungen, die umstrittenen Wohnungs-bauplanungen für den Hafenrand am Pinnasberg zu kippen und statt dessen ihre „Park Fiction“durchzusetzen.

Wie genau die Erholungsfläche aussehen wird, ist noch unklar. Absichtlich: Die AnwohnerInnen sind aufgerufen, ihre Ideen zur Gestaltung – als Zeichnung, Text oder Skulptur – einzubringen. Dazu eröffneten die Park-Fiction-projektverantwortlichen Künstler gestern ihren Planungscontainer mitten auf dem Pinnasberg (Tel / Fax: 317  916 -44 /- 45). Im Frühjahr 1998 werden die Vorschläge ausgewertet. Der Stadt soll dann ein Park-Konzept präsentiert werden, das anschließend Bezirk und Umweltbehörde finanzieren sollen. Letztere unterstützt die Planung schon jetzt durch eine Landschaftsplanerin. Die Kulturbehörde stiftet für die Planungsphase 125.000 Mark aus dem Topf „Kunst im öffentlichen Raum“, damit das Projekt über Veranstaltungen publik gemacht werden kann.

Klar ist, daß die heruntergekommene Grünfläche, die ursprünglich mit 60 Wohnungen sowie Gewerberäumen in vier- bis fünfgeschossigen Wohngebäude-Riegeln bebaut werden sollte, nun frei bleibt. Damit bleibt der Blick auf die Elbe weiterhin unverstellt. Lediglich der Berghang westlich der Heidritterstraße soll mit einem fünfgeschossigen Wohnhaus (10 Wohnungen) verbaut werden.

Um den derzeit schmalen Park-Hangstreifen zu vergrößern, wird der Schauermannspark einbezogen, der Kirchgarten geöffnet und die Straßenfläche zwischen Bernhard-Nocht-Straße und Pinnasberg entsiegelt. Damit der Steilhang überhaupt zum Verbleiben reizt, baut die Stadt unten an der Hafenstraße neben der Fußgängerbrücke eine Schulturnhalle, deren Dach begehbar sein wird: Dadurch wird der Hang flacher und muß voraussichtlich nicht zusätzlich künstlich aufgeschüttet werden. hh