■ Auf Du und Du mit dem Freimarkt-Brechreiz
: Mit Zuckerwatte im Magen gefoltert

Die 24 Delinquenten steigen ein – in das „Free-Fall“auf dem Bremer Freimarkt. Ein Folter-knecht schließt die armdicken Fesseln des phallisch aufragenden Vergnügungsgeräts. Im Hintergrund zischt und pfeift es. Die Sträflinge schauen blaß, mit gequältem Lächeln. Der Foltermeister betritt die Bühne: „Looooos geeeeht's!“

Plötzlich bricht das Inferno über die 24 Gequälten herein. Mit gewaltigem Druck werden sie unter höllischem Zischen in zwei Sekunden 50 Meter in die Höhe katapultiert. Sämtliche Hirnfunktionen erlahmen. Der Atem geht stoßweise, der Magen krampft. Zugleich schießt das Blut in die Beine. Kurz: Die moderne Foltertechnik verwandelt die 24 Abgestraften in wimmernde Klumpen Fleisch, die jeden Moment zu platzen drohen.

Bevor es dazu kommt, holt Unmengen Preßluft die willenlose Fleischmasse wieder zurück. Schneller als beim freien Fall schießt sie nach unten. Jetzt kämpft die Speiseröhre gegen die Henkersmahlzeit aus Bier und Zuckerwatte. Die Augen quellen aus den Höhlen. Die malträtierte Hirnrinde wird von Unmassen Blut zusammengequetscht. Bei den ersten Delinquenten gibt die Speiseröhre dem Druck nach.

Doch damit nicht genug. Noch einmal geht es nach oben. Erste Blasenmuskeln versagen. Mägen rebellieren. Schreie – „Holt mich hier raus“– gellen durch die Nacht. Doch noch einmal müssen sie durch die Hölle. Mit dem dreifachen Körpergewicht belastet rasen die 24 Fleischstücke zurück zur Erde. Bei der Vollbremsung kehren sich die gewaltigen Beschleunigungskräfte noch einmal um. Weitere Äderchen in Augen platzen, Muskeln verkrampfen sich. Dann ist plötzlich Schluß. Ein wackerer „Free-Fall“-Ritter befreit die Malträtierten. Mit wackligen Beinen steigen die Opfer aus der Höllenmaschine. Ein Sitz muß sauber gewischt werden. Sonst war's eigentlich eine ganz normale Fahrt.

Damit verleiht die taz-Bremen dem „Free-Fall“den ehrenvollen Titel Bestes Freimarkt Folterinstrument. In der A-Note gibt es eine glatte 6,0. In der B-Note können können wir leider wegen des dreckigen Sitzes nur eine 5,8 verteilen. Trotzdem erreicht das „Free-Fall“damit den Durchschnitts-Spitzenwert von 5,9. Gefolgt von der Welt größter, transportabler Achterbahn „Eurostar“mit einer 5,8. Dort gab es Abzüge, weil wir beim Zusammenbau beobachten mußten, daß das letzte Schienenstück nicht so recht passen wollte. Den ersten taz-Platz für das beste Kinderkarussell kriegt die Wildwasserbahn – weil Papa da immer so schön naß wird. Ischa Freimaak! Jeti

P.S.: Der taz-Chefmeteorologe sagt für den Freimarkt ausnahmsweise gutes, „klassisches Herbstwetter“voraus. Abgesehen von Frühnebel, soll es zumindest in der ersten Freimarkt-Woche trocken bleiben. Scheint die Sonne, gibt's sogar bis zu 15 Grad.