Wal-Beobachter auf Sylt

■ Fast unentdeckt: Vor dem dänischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer herrscht die größte Dichte an Meeressäugern in der Nordsee: Eine Reise lohnt sich

awai, Baja California, Wennigstedt – von vielen Inseln und Küstenabschnitten aus lassen sich Wale beobachten. Vor Wennigstedt auf Sylt kreuzen zwar nicht die dicksten Exemplare, dafür aber ist es, im Gegensatz zu Hawai und Californien, nur vier Zugstunden von Bremen entfernt. Einen „Whale Watching Boom“erwartet das Nationalparkamt Wattenmeer aber nicht für die Nordseeinsel. „Mit Geduld und Glück ist es möglich, Schweinswale zu entdecken.“

Schweinswale sind die häufigste Walart in Nord- und Ostsee und die ostfriesische Ausgabe von Immer-munter-Flipper. Denn sie zählen zur Gruppe der kleinen Tümmler, damit zu den Delphinen, und die sind nicht nur keine Fische, sondern auch noch Wale.

Der Gesamtbestand der Regio-Flipper wird auf mehr als 250.000 Tiere in der Nordsee und der westlichen Ostsee geschätzt. Die höchste Dichte registrierte ein internationales Forscherteam vor dem dänischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer, unmittelbar vor den Grenzen des Nationalparks. Innerhalb dieses Gebietes wiederum halten sich die meisten Wale vor Amrum und Sylt auf. Zwischen 3.300 und 4.500 der schwimmenden Säuger haben dort vermutlich ihr Revier.

Der Schweinswal neigt in der Regel nicht zu häufigem Springen. Und er ist, gemessen an anderen Walarten, relativ klein: Nur bis 1,80 Meter groß und bis zu achtzig Kilogramm schwer. Im Gegensatz etwa zum großen sucht der kleine Tümmler außerdem nur bedingt die Nähe zu Menschen. Daraus lernen wir: Der Hauswal der Nord- und Ostsee eignet sich nicht als integraler Bestandteil einer Pauschalreise mit Geld-zurück-Garantie.

Wer aber am richtigen Ort zur richtigen Zeit Geduld bweist, hat gute Chancen, einen Meeressäuger, zur Zeit auch mit Nachwuchs, zu entdecken.

Gute Vorraussetzungen bieten nach Angaben des Nationalparkamtes die Fähren zwischen Sylt und dem dänischen Rom. Die Tourismus-Zentrale in Westerland empfiehlt den Küstenabschnitt zwischen Rantum und Hörnum. Und die Biologische Schutzstation List legt Wal-Fans den Strand vor Westerland-Wennigstedt ans Herz.

Die Station schätzt alle zwei Wochen die Zahlenstärke des Walvolkes. Von 18 Punkten entlang der Sylter Westküste beobachten MitarbeiterInnen die Wasseroberfläche. „Und wir entdecken eigentlich praktisch jedesmal von jedem Beobachtungspunkt aus Schweinswale“, versichert Verena Battenhorn, Praktikantin der Schutzstation List.

Und hat noch zwei Tips für Wal-Beobachter: Die Tiere kommen nur selten bis auf ein paar Meter an den Strand. Ein Fernglas erhöht deshalb die Chance nicht unerheblich, die dreieckige Rückenflosse eines Säugers auszumachen. Und: Schweinswale sind, wie alles im und auf dem Meer, am besten bei ruhigem Seegang zu entdecken.

Achim Fischer

Fähren von Sylt nach Rom, ab List: montags bis sonntags um 8, 10, 12, 14, 16.15 und 18.30 Uhr. Preis für Hin- und Rückfahrt: acht Mark pro Person.