Scientologe beim Senats-Auktionator

■ Scientology-Mitglied arbeitete bis vor einer Woche beim vom Land Berlin bestellten Auktionator für Immobilien und Grundstücke. Neben Empfehlung des Senats wurde auch Selbstverpflichtung des "Rings Deuts

Geht es gegen Scientology, will Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) „konsequent von den Instrumenten der wehrhaften Demokratie Gebrauch machen“. Insbesondere im öffentlichen Dienst hätten Scientologen nichts zu suchen. In der Praxis freilich sieht es mit dem „geschlossenen Widerstand aller Demokraten“ gegen die Psychosekte eher dürftig aus.

Nach Recherchen der taz arbeitete der Scientologe Detlef Kath mehrere Monate lang als Mitarbeiter des Immobilienauktionators Hans Peter Plettner. Im Gegensatz zu anderen Maklerfirmen der Stadt nimmt das Autkionshaus Plettner auch eine öffentliche Funktion wahr. Plettner ist als öffentlicher Auktionator vom Land Berlin bestellt und damit unter anderem zuständig für die Zwangsversteigerung landeseigener Grundstücke. Von Plettners Dienstaufsichstbehörde, der Senatsverwaltung für Wirtschaft, war gestern dazu keine Stellungnahme zu erhalten.

Zu Plettner kam Detlef Kath, der nach eigenen Angaben in einer Ausgabe der Scientologen-Zeitschrift Freiheit wegen seiner Mitgliedschaft bei Scientology von der Mecklenburgischen Versicherungsgesellschaft gekündigt wurde, im April dieses Jahres. Davor arbeitete er als Geschäftsführer bei der Immobilienfirma „BIBS-Immobilien-Service“, die ihren Sitz in der Charlottenburger Uhlandstraße 142 hat. Bei der BIBS handelt es sich nach Angaben der Initiative „Mieter gegen Scientology“ um eine scientology- nahe Firma, die ihren Schwerpunkt in der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen hat. Bei Plettner war Kath unter anderem zuständig für die Vermarktung des Grundstücks Lennéstraße 13a in Potsdam, unweit des Parks von Sanssouci.

Für Auktionator Hans Peter Plettner spielte Kaths Sektenzugehörigkeit keine Rolle. „Soll doch ein jeder nach seiner Fasson glücklich werden, wenn er nur gut arbeitet“, sagte Plettner zur taz. Laut Plettner hat Kath seine Tätigkeit im Auktionshaus vor einer Woche beendet. Nach eigenen Angaben würde Plettner aber jederzeit wieder einen Scientologen einstellen.

Damit mißachtet der Auktionator, der sich bereits kurz nach der Wende bei der Versteigerung von Mietshäusern in Prenzlauer Berg den Zorn der Ostberliner Mieter zugezogen hat, nicht nur die Warnungen Schönbohms, der einräumt, daß der Einfluß der Scientologen in der Immobilienszene am größten sei. Plettner mißachtet auch einen Unvereinbarkeitsbeschluß seiner eigenen Lobby. Bereits 1995 beschloß der Ring Deutscher Makler (RDM), keine scientologyverdächtigen Mitgliedsfirmen zu dulden. Uwe Rada