Durch die Lava-Hölle

■ Favorit Thomas Hellriegel will heute endlich den Ironman-Triathlon auf Hawaii gewinnen

Kailua Kona (taz) – An der Stelle, an der es zweimal geschah, kam Thomas Hellriegel ziemlich oft vorbei in diesen letzten Tagen. Nicht einmal hat er angehalten an dieser verdammten Stelle auf dem Queen Kaahumanu Highway. Und doch wird sie ihm im Kopf herumschwirren an diesem Samstag. Noch nicht bei den 3,8 Kilometer Schwimmen im Meer, aber später, irgendwann während der endlosen 180 Radkilometer durch die Lavahölle des Highway und ganz bestimmt beim abschließenden Marathonlauf. Zweimal ist Hellriegel (26) aus dem badischen Buchenau bei Bruchsal genau an dieser Stelle, drei Kilometer vor dem Ziel, der schon sicher gelaubte Sieg beim Ironman auf Hawaii, dem bedeutendsten und härtesten Triathlonrennen der Welt, entglitten. „Wenn das noch mal passiert“, sagt Hellriegel, „werde ich die Krise kriegen.“

Als großer Favorit gilt der Deutsche auf jeden Fall auch in diesem Jahr. Zumal der Belgier Luc van Lierde, Vorjahressieger und derzeit wohl bester Triathlet auf der Langdistanz, verletzungsbedingt absagen mußte. Andererseits hat Hellriegel erst im Juli beim Europe-Ironman im fränkischen Roth schmerzhaft erfahren, wie eng die Weltspitze zusammengerückt ist. Erstmals unter der bis dahin als magisch geltenden Acht- Stunden-Grenze (7:57:21) blieb er dort – und wurde doch nur Vierter, geschlagen von van Lierde (7:50:27/ Weltbestzeit) und den beiden Deutschen Jürgen Zack (7:51:42) und Lothar Leder (7:56:39).

„Wenn ich vor zwei Jahren auf Anhieb auf Hawaii gewonnen hätte“, sagt Hellriegel, „wäre ich nicht so weit gekommen, wie ich jetzt bin.“ So aber hat er sein Ziel noch vor Augen – und seine Trainingspläne mehrfach hinterfragt. Den ohnehin hohen Umfang hat er beibehalten, die Intensität der Einheiten hingegen noch gesteigert. Es hat sich viel entwickelt auf der Ironman-Distanz in den letzten beiden Jahren, das will berücksichtigt sein im Training. „Man muß“, stellt Hellriegel fest, „jetzt auch am Schluß noch ein unheimlich hohes Tempo gehen können.“

Nachdem er in Roth ziemlich eingebrochen war beim Marathon, hat er noch einen Zahn zugelegt im Training – und seine Ernährung vollkommen umgestellt, um das Energiekonto seines Körpers noch praller zu füllen mit Vitaminen und Mineralien. „Das sind Bereiche, wo man versucht, das Allerletzte rauszukitzeln“, sagt Thomas Hellriegel. Genau darauf wird es ankommen, damit heute kurz vor dem Ziel nicht geschieht, was an dieser Stelle schon zweimal geschehen ist. Frank Ketterer