„Wann fliegt Röber?“

■ Berlin will Herthas Trainer loswerden

Jürgen Röber ist ein ehrlicher Mensch. „Alles in allem“, sagte der Trainer von Hertha BSC Berlin in den Katakomben des Stuttgarter Neckarstadions, „müssen wir mit dem 1:4 zufrieden sein.“ Das ist bloß die Wahrheit. Oder schon ein „Offenbarungseid“, wie die BZ gestern beleidigt kläffte? „Schwach, schwächer, Hertha“ (Berliner Kurier) Welche dringliche Frage ergibt sich daraus? Diese: „Wann fliegt Trainer Röber?“ Der Manager Dieter Hoeneß hat branchenüblich vage geäußert, man werde in dieser Woche „sehr viel arbeiten und reden müssen.“ Solch Parlando bringt den Tagesspiegel mächtig in Rage. „Um die wohl wichtigste Änderung“, keift das Blatt erregt, „die Ablösung des Trainers, drückt sich Hoeneß.“

Frage: Ist Röber tatsächlich schuld an allem?

Antwort: Natürlich. Wer denn sonst?

„Gewissenhaft“, „mit großem Engagement“ und unbestrittenem Fachwissen“ (Tagesspiegel) arbeitend, hat er in elf Spielen sechs Punkte erwirtschaftet, 5:17 nach alter Zählweise. Während sportlicher Anfangserfolg bei den Mitaufsteigern Wolfsburg und Kaiserslautern alles überstrahlt und alle beruhigte, hat Hertha zu kämpfen mit einem Zwist zwischen jenen, die am ersten Bundesliga-Unternehmen seiner Art herumprobieren (ufa), und denen, die die gute, alte, immer skandalfähige Hertha bewahren wollen (Präsident Zemaitat). Ergebnis: Es geht zu wie bei „Holst am Zoo“.

Daß Röber zusammen mit dem (ufa-)Manager Hoeneß mit dem ufa-Geld Spieler verpflichtet hat, die das gehobene Zweitliga-Niveau des Teams nicht heben konnten, kann an zweierlei liegen: er erwischte die falschen – oder er bekam für neun Millionen keine besseren. In jedem Fall kann man ihm damit den schönsten Strick drehen. Läuft es von Anfang an schlecht, kriegt die Sache bekanntlich eine „Eigendynamik“ (Röber). Mangelnde Spielerleistungen münden in Taktikumstellungen, jene erbosen betroffene Spieler (Rekdal, Roy), Spieler versuchen eigenen Kopf und Marktwert zu retten. Ein bereits teildemontierter Trainer (Bild: „Krankl kommt“) kann dann viel reden; sobald Fußballer ihn als lame duck ausgemacht haben, sparen sie (BZ: „faule Hertha-Profis“) Energie für den Tag Null. Ob er bereits vor dem samstäglichen Heimspiel gegen den Karlsruher SC kommt, wird in Hamburg entschieden. Die ufa-Manager haben nicht nur die Macht, sie haben als einzige auch das nötige Kleingeld.

Wenn es kommt, wie es kommen muß, muß Jürgen Röber sich nicht grämen. Er hat nämlich das Potential, „zu den Großen der Zunft aufzusteigen“ (Tagesspiegel). Dies zu bewerkstelligen, sollte man bis auf weiteres ohnehin besser nicht bei Hertha arbeiten. Peter Unfried