Der Kampf um das Watt

■ Dänemark, die Niederlande und Deutschland wollen im „Trilateralen Wattenmeerplan“das Watt gemeinsam managen

Ausbeuten, verwalten und beschützen, in dieser Reihenfolge möchten sich Dänemark, die Niederlande und Deutschland in Zukunft das Wattenmeer zwischen Esbjerg und Den Helder untertan machen. Zu diesem Zweck wird am 21. und 22. Oktober in Stade der „Trilaterale Wattenmeerplan“verabschiedet. Grundsätzlich ändern wird sich für das deutsche Wattenmeer nichts. Deutsches Naturschutzrecht wird durch den internationalen Wattenmeerplan nicht unterschritten. Trotzdem schlagen Inselgemeinden, Niedersachsens CDU und die Anrainerindustrie Alarm. Sie befürchten Einschränkungen bei der gewerblichen Ausbeutung der Küstenregion.

„Die Befürchtungen hängen mehr damit zusammen, daß die meisten den tatsächlichen Wattenmeerplan gar nicht kennen. Grundsätzlich hat die wirtschaftliche Nutzung auch in den sensibleren Bereichen Vorrang vor dem Naturschutz“, erklärt Ralf Röchert vom World Wide Fund of Nature (WWF) in Bremen. Der WWF kritisiert die mangelnde öffentliche Diskussion über den Wattenmeerplan. Damit sich möglichst viele Menschen mit der Problematik des Wattenmeerschutzes vertraut machen können, bietet der WWF mit seinen dänischen und niederländischen Partnerorganisationen vor dem offiziellen Regierungstreffen, ebenfalls in Stade, ein öffentliches Hearing an. „Mittelfristig bietet der Wattenmeerplan trotz allem positive Handlungsmöglichkeiten“, weiß Ralf Röchert vom WWF. So soll das eigentliche Schutzgebiet über die deutschen Inseln und bis hinter die Deiche ausgedehnt werden. Bremerhaven war im Vorfeld der Diskussion dem Wattenmeer zugeschlagen worden. Da dies unter Umständen restriktive Einschränkungen für den Industriestandort zur Folge gehabt hätte, wurde Bremerhaven wieder dem Weserästuar (Wesermündung) zugeteilt. In den Ästuaren hat menschliche Nutzung eindeutig Vorrang vor dem Naturschutz.

Bislang fordern deutsche Gemeinden und Wirtschaftsverbände, die Niederlande sollten sowohl ihre Nordseeinseln als auch die Häfen von Rotterdam und Amsterdam in die Schutzzone einbeziehen.

Als positiv bewertet der WWF, daß nach dem internationalen Wattenmeerplan Arbeitsgruppen eigerichtet werden, die grenzüberschreitend Handlungsmöglichkeiten aus dem Anstieg des Meeresspiegels vorbereiten oder die Integration des Küstenschutzes in den Naturschutz prüfen sollen. „Gerade der Küstenschutz ist ein sehr interessantes Thema“, meint WWF-Mann Röchert. „Wir denken hier zum Beispiel an ähnliche Projekte wie in den Niederlanden. Dort wurden zum Küstenschutz nicht einfach die Deiche erhöht, sondern Vorfluter eingesetzt, das heißt, Gebiete hinter den Deichen wurden wiedervernäßt“, sagt Röchert. Solche einschneidenden Projekte hätten aber nur Sinn, wenn sie im Vorfeld ihrer Umsetzung in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert würden. „Dabei muß auch im Vordergrund stehen, welchen Nutzen die Küstengemeinden von diesen Maßnahmen haben können“, meint Ralf Röchert vom WWF.

Thomas Schumacher