Gegen Mäzen Albrecht wird wegen Betrugs ermittelt

■ Der Bauunternehmer sitzt in Hannover in Untersuchungshaft. Ermittlungen auch in Berlin

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Dortmunder Bauunternehmer Manfred Albrecht wegen des Verdachts auf Betrug, die Hannoveraner Behörde wegen Verdachts auf räuberische Erpressung. Wie gestern die Berliner Justizsprecherin Michaela Blume erklärte, seien die Ermittlungen bereits weit fortgeschritten. Nähere Angaben wollte sie nicht machen. Mit der umstrittenen Entschuldung des FC Union, die seit einem Jahr einen Untersuchungsausschuß des Abgeordnetenhauses beschäftigt, habe das Verfahren aber nichts zu tun.

Der Dortmunder Bauunternehmer, mit dem der Senat 1995 zwecks Entschuldung des FC Union einen Erbbaupachtvertrag für den „Wuhlesportpark“ abschloß, sitzt seit vergangenem Montag in Hannover in Untersuchungshaft. Nach einem Bericht der Berliner Zeitung soll der 63jährige Albrecht mit seinem 42jährigen Sohn versucht haben, bei einem Lebensmittelhändler angebliche Außenstände von 1,7 Millionen Mark einzutreiben. Statt den Betrag gerichtlich einzufordern, suchten Albrecht und sein Sohn den Kaufmann in Gesellschaft von drei sizilianischen „Geschäftspartnern“ und „fünf stämmigen Russen“ auf. Laut Staatsanwaltschaft Hannover drohte das Rollkommando mit Gewalt, falls der Kaufmann nicht zahle.

Der Lebensmittelhändler soll jedoch über Belege verfügen, denen zufolge er die 1,7 Millionen längst an Albrecht überwiesen hat. Zum Schein ließ er sich auf eine Geldübergabe ein und schaltete die Kripo ein. Bei der Geldübergabe wurden Manfred und Bernd Albrecht sowie die drei Italiener festgenommen.

Bei einem der Italiener wurde ein Handy gefunden, von dem aus Drohanrufe gegen eine ehemalige Albrecht-Prokuristin getätigt wurden. Sie war von Albrecht und Union-Präsident Horst Kahstein für undurchsichtige Finanztransaktionen verantwortlich gemacht worden. Nach den Drohanrufen wurde auf ihr Auto ein Brandanschlag verübt.

Albrecht, der als „dickleibiger und burschikoser Stammtischtyp“ beschrieben wird, hat für seine Bauprojekte mehrere Firmen gegründet. Die Albrecht GmbH Bau- und Projektentwicklung, die im Zusammenhang mit dem FC Union das Sportzentrum Wuhlepark bauen sollte, meldete 1996 Konkurs an. Das Konkursverfahren beim Amtsgericht Hamburg wurde im Januar 1997 eröffnet. Im Untersuchungsausschuß erklärte Albrecht zurückgelehnt und recht heiter, daß er beim Bau des Einkaufszentrums Forum Köpenick einen zweistelligen Millionenbetrag verloren habe. Das Einkaufszentrum, das am Mittwoch eröffnet wird, kaufte ihm schließlich die Kölner Fundusgruppe ab. Doch die Geschäftsbeziehungen mit Albrecht gestalteten sich recht schwierig, zeitweise erwog das Unternehmen eine Schadensersatzklage gegen den Bauunternehmer.

„Bei Albrechts Geschäftsgebahren gibt es viele Fragezeichen“, meint auch Michaele Schreyer, die für die Bündnisgrünen im Untersuchungsausschuß FC Union sitzt. Ein Beispiel: Von den 12 Millionen Mark, die Albrecht auf die Grundschuld des Geländes An der Wuhlheide als Hypothek aufnahm, sind 1,3 Millionen Mark „unauffindbar“. Laut Albrecht soll es von dem Hypothekenkonto auf ein Notaranderkonto geflossen sein. Albrecht bezichtigte vor dem Untersuchungsausschuß den Notar Schneider der Veruntreuung. Der Notar soll Anfang November als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuß aussagen. Dorothee Winden