■ Das Portrait
: Montenegros Präsident: Reformer mit Ambitionen

Milo Djukanović wirkt energisch und äußerst selbstsicher. Seine Berater versuchten ihm in der Wahlkampagne sein arrogantes Lächeln abzugewöhnen. Kein Wunder: Als 29jähriger wurde er 1991 der jüngste europäische Ministerpräsident. Es war sein erster richtiger Job nach dem Studium der Volkswirtschaft. Nun hat er den zweiten: Präsident der Republik Montenegro.

Djukanović wurde 1962 in Niksić in eine alteingesessene, angesehene montenegrinische Familie geboren. Der zwei Meter große Präsident ist immer auffallend elegant gekleidet und bevorzugt Armani-Anzüge. Sowohl Schülerinnen als auch Hausfrauen schwärmen von ihm als der „wahren montenegrinischen Männerschönheit“.

Der junge Premier hat die Wirtschaftssanktionen gegen Restjugoslawien durch illegalen Zigaretten- und Benzinhandel und dank persönlicher Arrangements mit zwielichtigen italienischen Geschäftsleuten gemeistert. Die rasende Inflation traf Montenegro nicht so hart wie Serbien. Renten und Gehälter wurden fast regelmäßig ausbezahlt. Seine politischen Gegner in Montenegro, vor allem jedoch in Belgrad, werfen ihm heute vor, ein richtiger „Pate“ zu sein und die montenegrinische Wirtschaft auf den Säulen des organisierten Verbrechens aufgebaut zu haben.

Im vergangenen Winter unterstützte Djukanović offen die Massenproteste in Serbien, die gegen den Wahlbetrug des Regimes gerichtet waren. „Milošević ist ein untauglicher Politiker, den die Zeit überrollt hat. Er soll sich zurückziehen“, erklärte Djukanović und setzte sich dem Trommelfeuer der regimetreuen serbischen Medien aus. Vergebens versuchte Slobodan Milošević, den unangenehmen Premier als Gegner des gemeinsamen Staates mit Serbien zu denunzieren. „Ich bin für eine Föderation mit Serbien, aber nicht unter der Vorherrschaft von Milošević“, konterte Djukanović entschieden.

Djukanović schwört auf Marktwirtschaft und Demokratisierung. Selbst seine früheren Gegner meinen, er habe im Gegensatz zu seinen politischen Erziehern in Belgrad begriffen, daß das der einzige Ausweg für die Adriarepublik ist. Djukanović ist eitel genug, um für sich in der montenegrinischen Geschichte nicht nur den Platz des Reformers zu reklamieren. Seine Heimat ist ihm zu klein. Er glaubt, jung genug zu sein, um sich noch höhere Ziele zu stecken. Andrej Ivanji