Das Portrait
: Viertbedeutendste deutsche SportlerIn

■ Kristin Otto

Olympiasiegerin Kristin Otto (31) bezweifelt geschichtliche Fakten Foto: ZDF

Die Bild-Zeitung hatte unlängst eine schöne Idee: Sie erfand die Liste der zehn bedeutendsten deutschen SportlerInnen. Auf Rang vier landete überraschend bereits die erste Ostdeutsche: die Schwimmerin Kristin Otto aus Leipzig, die in Seoul 1988 sechsmal Gold gewonnen hatte. Eine unerhörte Leistung: Nur der US-Amerikaner Mark Spitz hat in der olympischen Geschichte mehr auf einmal gewonnen.

Nun hat die ZDF-Journalistin nach langer Weigerung doch auf einen ihr angetragenenen („Sievert“-) Preis und ein Funktionärinnenamt in der (zweitklassigen) Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) verzichten müssen. Ist der Grund eine „würdelose Kampagne“, die Otto insbesondere im Westen ausmachen muß? Oder eher eine wachsende öffentliche Sensibilität für das flächendeckende Dopingsystem der DDR und dessen Auswüchse? Mit der Anklage gegen die ersten vier (Schwimm-)Trainer beginnt die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (Zerv) in diesen Tagen die kriminelle Seite des Staatsplans 14.25 aufzurollen.

Ottos Problem ist klar: Ihr individueller sportlicher Erfolg war einzigartig. Der sportliche Erfolg des Ministaates DDR in Seoul war auch einzigartig (102 Medaillen). Nichts wäre für Otto härter als dies: als bester Beweis für den gigantischen Sieg des DDR-Staatsplans „Doping“ in die Geschichte einzugehen.

Es geht aber nicht bloß um Medaillen-Betrug, es geht um Körperverletzung – auch an Minderjährigen – deren (Todes-?)Folgen heute noch gar nicht alle abzusehen sind. Der Staatsauftrag ist auf Hunderttausenden von Aktenseiten dokumentiert. Und dann steht da Kristin Otto (31), die als ZDF-Sportjournalistin (Spezialgebiet: Schwimmen) angestellt und bezahlt wird, und fragt: flächendeckendes Doping? Ist doch gar nicht bewiesen!

Ottos Sätze entstammen in diesen Tagen alle dem juristischen Reißbrett: „Ich habe bis heute keine Anhaltspunkte dafür, daß ich vermuten kann, Medikamente bekommen zu haben, die meinem Körper geschadet haben.“ So was sagt sie.

Und daß sie auf die Aufhellung der Sache durch die Behörde Zerv baue. Selbst will sie nichts beitragen. Mit dieser Einstellung ist sie mehrheitsfähig – im Osten. „Was ich zu sagen habe, habe ich seit Jahren gesagt“, sagt sie. Nichts. pu