Keiner will's gewesen sein

Ein gelbes Plakat stiftet Unfrieden in den öffentlichen Behörden der Stadt und in der wilden Plakatiererszene Hamburgs  ■ Von Ajub Iskandarani

„Plakatieren verboten“, heißt es auf einem Plakat, das in den letzten Wochen flächendeckend auf Hamburger Werbewänden prangt. Ein kleiner Hinweis verweist auszugsweise auf die Hamburger Bauordnung: Werbeanlagen an Böschungen und Brücken sind unzulässig, heißt es da, außerdem ist es verboten, Werbeanlagen in störender Häufung anzubringen. Die Angabe, wer für dieses Plakat verantwortlich zeichnet, fehlt jedoch.

Ist das nun die Antwort der Stadt auf wildes Plakatieren? Immerhin liegen die Rechte für Werbung im öffentlichen Raum – also das Plakatieren an Litfaßsäulen und Plakatwänden – allein bei der HAW, der Firma Hamburger Außenwirtschaft. Alle anderen Plakatierer gelten seither als „wild“.

Doch in den Ordnungsämtern und Tiefbauabteilungen Hamburgs weiß man von nichts. Da die gelben Verbots-Schnippsel vorzugsweise unter S-Bahn-Brücken und anderen Bahnübergängen auftauchen, verweist ein Herr vom Amt freundlich an die Deutsche Bahn.

Bahn AG und die „Hamburger Eisenbahn Reklame Gesellschaft“haben keine Ahnung, wer die gelben Plakate geklebt hat. Empört habe man die Verbotsschilder zur Kenntnis genommen. Doch zuständig für die Werbeflächen sei die Stadtkultur GmbH, an die seien die Plakatierrechte vergeben worden. Auch die Werbefirma Stadtkultur hat die gelben Plakate nicht verbrochen. „Die Konkurrenz war es!“meint Hannes Thomsen, seines Zeichens Werbemann bei Stadtkultur. Namen will er nicht nennen, weil ja nichts zu beweisen sei, und auf eine Verleumdungsklage will er es nicht anlegen.

In der „wilden“Plakatiererszene Hamburgs hingegen weiß jeder Bescheid: „Das war 'ne Racheaktion von Alex Extra“, sagt ein Kleber, der gerade neue Plakate aus seinem Auto kramt. „Der denkt, er könnte hier auf der Straße sein eigenes Ding machen“, schimpft der junge Mann, der anonym bleiben will, und klatscht ein neues Plakat über die Verbotsplakate.

Alex Extra, in den gelben Seiten als Werbeunternehmer zu finden, hat sich, wie's scheint, mit den anderen „Wildplakatierern“überworfen, weil er sich nicht an die Revierabsprachen hielt. Der Kampf um die besten Werbeflächen in der Stadt ist hart. Gelbe Verbotsplakate stoßen da auf wenig Gegenliebe. „Das war 'ne Schizo-Aktion und wird wohl einmalig bleiben“, meint auch der junge Kleber. „Sonst fahren wir bei dem mal vorbei – mit 'ner Baseballkeule.“

Egal, wie der Krieg der Kleber ausgeht, die öffentliche Hand freut sich jederzeit über private Hilfe, wenn es darum geht Hamburgs Wände sauber zu halten. Auch wenn das Aufhängen der Verbotshinweise selbst eine verbotene Handlung ist.