31.000 CDs mit rechter Musik beschlagnahmt

■ Polizei und Staatsanwaltschaft in Kiel präsentierten einen spektakulären Fund in der rechtsextremen Szene. Geld aus dem Vertrieb mit den Raubkopien für Nazis in Dänemark

Kiel (taz) – In Deutschland haben über 31.000 CDs mit rechtsextremistischem Liedgut ihre Empfänger nicht mehr erreicht. Gestern präsentierten Staatsanwaltschaft und Polizei in Kiel das Ergebnis ihrer über einjährigen Ermittlungen gegen die Verbreitung von rechtsextremer Musik und Raubkopien ganz normaler Schlager. In zwei Durchsuchungsaktionen von Dienstag und im Januar haben die Ermittler über 265.000 Raubkopien beschlagnahmt, darunter über 31.000 CDs mit rechtsextremen Inhalt sowie Herstellungsmaterial und zahlreiche T-Shirts mit rechtsradikalen Aufdrucken. Bei der Durchsuchungsaktion am Dienstag waren ein 27jähriger Kieler Plattenhändler, ein 63jähriger und ein 24jähriger Mann festgenommen worden.

Über Kiel sind bei einer Briefkastenfirma in einem Vorort Kopenhagens die Tonträger mit rechtsradikalem Inhalt bestellt und dann bundesweit vertrieben worden. Beteiligt soll in Dänemark ein dort lebender bekannter deutscher Neonazi sein. Er soll mit seinem Gewinn aus den Straftaten die politische Arbeit dänischer Neonazis unterstützt haben. Möglicherweise handelt es sich dabei um den Brandenburger Marcel Schilf.

Wie das Berliner Antifaschistische Info-Blatt berichtete, gilt Schilf als einer der Hauptdrahtzieher im dänischen Nazi-Rock-Geschäft, er soll gute Kontakte zur NSDAP-AO haben. Angaben, inwieweit Nazis in Deutschland von den Gewinnen profitiert haben, machten die Behörden nicht. Der 27jährige Hauptbeschuldigte ist allerdings laut Staatsanwaltschaft als Mitglied einer rechtsextremen Organisation bisher nicht in Erscheinung getreten. Von den insgesamt 17 Beschuldigten gehören nach Angaben der Polizei rund ein Drittel der rechtsextremen Szene an.

Ausgelöst worden war das Verfahren durch eine Durchsuchung 1996 in einem Kieler Plattengeschäft. Die Ermittler deckten ein bundesweit enges Netz von Händlern und Herstellern auf, inzwischen wurden 90 Verfahren an andere Bundesländer abgegeben. Während ein Vertreter des Tonträgerverbandes den Erfolg bei den Raubkopien als größten Schlag gegen die Tonträgerpiraterie in Deutschland bezeichnete, legten Polizei und Staatsschutz mehr Gewicht auf die Verfolgung der rechtsradikalen Straftaten. Der Kieler Staatsanwalt Andreas Martins begründete dies damit, daß die gewaltverherrlichenden Texte einen hohen animierenden und aufstachelnden Wert für andere Straftaten haben. Simone Sigmund