Kein besserer Schutz fürs Watt

Umweltminister Dänemarks, der Niederlande und der Bundesrepublik unterzeichnen Wattenmeerplan. Ökoverbände bemängeln naturschädliche Ausnahmen  ■ Von Jürgen Voges

Hannover (taz) – Ein einheitliches Schutzkonzept für das Wattenmeer haben gestern in Stade die Umweltministerinnen Dänemarks, der Niederlande und der Bundesrepublik vereinbart. Mit der jetzigen Fassung habe die trilaterale Konferenz vor allem Änderungsvorschläge ihrer Landesregierung aufgegriffen, erklärte Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn stolz. „Der Plan bringt in Niedersachsen keine Veränderungen gegenüber dem Status quo.“ Umweltschützer warfen ihr vor, einen wirksamen Schutz ausgebremst zu haben. Die Umweltministerin sieht das anders: „Wir haben uns lediglich gegen unrealistische Forderungen, die in der ersten Fassung des Wattenmeerplans enthalten waren, gewehrt.“

Der lange umstrittene trilaterale Wattenmeerplan formuliert für die Fläche zwischen dem niederländischen Den Helder und dem dänischen Esbjerg einheitliche Schutzziele und Leitlinien für die wirtschaftliche Nutzung. Bundesumweltministerin Angela Merkel bezeichnete den Plan, der vor allem ökologische Ziele für das weltweit einmalige Watt formuliert, gestern als „eine politische Absichtserklärung“, die neben dem Naturschutz auch die Belange des Küstenschutzes und die Interessen der Nutzer berücksichtige. Dazu zählen vor allem Fischerei, Fremdenverkehr und die Hafenwirtschaft.

Aus Sicht der Umweltschutzverbände enthält der Plan nun aber zahlreiche Kompromisse, die für den Naturschutz „nicht tragbar sind“. So kritisierte gestern der WWF Deutschland, daß weiterhin zahlreiche naturzerstörende Eingriffe im Watt erlaubt sind. WWF- Sprecher Ralf Röchert zählte dazu die Gas- und Ölgewinnung und den Sandabbau im Wattenmeer, die weitere Vertiefung der großen Flußmündungen und die Entnahme von Boden aus den besonders zu schützenden Salzwiesen. Selbst eine so umweltschädliche Maßnahme wie das vor dem Dollart geplante Emssperrwerk werde durch den neuen Plan nicht verhindert. Röchert begrüßte dagegen, daß der Bau weiterer Zivilflughäfen im Wattengebiet nicht erlaubt ist. Nach Angaben des WWF- Sprechers hat die Konferenz auch das Verbot der Jagd mit Bleischrot noch in den Wattenmeerplan aufgenommen und das Ziel eines integrierten Küstenmanagements, an dem Anwohner, Naturschützer und Interessenverbände beteiligt werden sollen. Jürgen Voges