Pufferzone im Nordirak

■ Die türkische Armee will nun doch mit 8.000 Soldaten auf irakischem Territorium bleiben

Ankara (AP/AFP/taz) – Die Türkei hat in Nordirak eine Sicherheitszone eingerichtet, um kurdische Rebellen von der Grenze fernzuhalten. Das Außenministerium bestätigte am Mittwoch abend einen Bericht der Zeitung Hürriyet. Ein ungenanntes Kabinettsmitglied sagte dem Blatt, daß sich in dem Gebiet noch immer 8.000 türkische Soldaten aufhalten. Sie sollen nach dem Bericht der Zeitung von dort aus punktuelle Operationen gegen bewaffnete kurdische Rebellen der „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) unternehmen. Außerdem sei in Zusammenareit mit den USA und Israel auch ein elektronisches Überwachungssystem eingerichtete worden, um den irakischen Grenzsektor zu beobachten. Eine Reaktion aus Bagdad auf die Ankündigungen wurde bislang nicht bekannt.

In den vergangenen Wochen hat die türkische Armee eine Großoffensive gegen kurdische Rebellen in Nordirak gestartet, an der 16.000 Soldaten teilnahmen. Zunächst hatte es geheißen, die Truppen seien wieder abgezogen. Nach Armeeangaben sind rund 1.000 PKK-Kämpfer getötet worden – PKK-nahe Quellen sehen die Verluste eher auf seiten der türkischen Armee. Spekulationen darüber, die Türkei wolle im Nordirak eine sogenannte Pufferzone einrichten, sind in den vergangenen Jahren immer wieder aufgekommen, und die damalige Außenministerin Tansu Çiller hatte im September vergangenen Jahres auch angedeutet, die Türkei habe Interesse, eine solche Sicherheitszone zu schaffen. In der Regel jedoch hatten die verschiedenen türkischen Regierungen und der Generalstab der Armee diesen Verdacht weit von sich gewiesen – zuletzt während der letzten türkischen Offensive im Juni diesen Jahres.

Türkische Truppen sind in den vergangenen Jahren mehrmals in den Norden Iraks eingedrungen und haben kurdische Rebellen bekämpft. Nach jeder dieser Aktionen kehrten die Kurden aber wieder in die Region zurück und griffen von dort aus den Südosten der Türkei an. Dem schmutzigen Krieg der türkischen Armee gegen die PKK-Rebellen und die kurdische Zivilbevölkerung in Ostanatolien sind seit 1984 mehr als 28.000 Menschen zum Opfer gefallen. Etliche tausend wurden vertrieben, ihre Heimatdörfer in Brand gesteckt.