Ende gut, Öko gut

Nach jahrelangen Streitigkeiten und Planungsproblemen hat der Bau der Bramfelder Öko-Siedlung Braamwisch begonnen  ■ Von Marco Carini

Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Nach jahrelangem Planungsstillstand und internen Streitereien, die zur Spaltung des Wohn-Projektes führten, können jetzt die ersten Rohbauten der „Ökologischen Siedlung Braamwisch“bewundert werden. Im kommenden Frühjahr wollen die ersten „SiedlerInnen“in ihre neuen Behausungen, die hinter dem „Umweltzentrum Karlshöhe“in Bramfeld entstehen, einziehen.

Bereits 1990 wurden die ersten Planungen für das Siedlungsprojekt erstellt, doch dauerte es noch vier lange Jahre, bis die Liegenschaftsverwaltung grünes Licht für die Anhandgabe des 12.000-Quadratmeter-Grundstückes gab. Jahrelang rangen die umweltbewußten Häuslebauer in spe mit den Behörden um Planungsdetails und die Finanzierung der Öko-Eigenheime.

Schlimmer noch: Die SiedlerInnengemeinschaft konnte sich auf kein gemeinsames Baukonzept einigen, legte sich gegenseitig lahm und spaltete sich im Streit. Nun stehen auf dem Karlshöher Gelände zwei Mini-Siedlungen, von denen für Gilbert Siegler von der Braamwisch-Siedlung nur eine das Prädikat „ökologisch wertvoll“verdient. „Die anderen Häuser sind nur öko-light“, urteilt er geringschätzig über die NachbarInnen, mit denen er einst gemeinsam geplant hat.

„Fast alle naturschonenden Baukomponenten finden sich einzeln in anderen Siedlungen, aber nicht als planerisches Gesamtkonzept“, lobt Siegler den hohen Umwelt-Standard des Bramfelder Wohnprojektes. Tatsächlich besitzt die Siedlung in mehrfacher Hinsicht ökologischen Modellcharakter:

-Die Häuser bestehen aus umweltfreundlichen und „wohngesunden“Materialien wie Holz und Zellulose.

-Die hochgedämmten Bauten kommen mit einen Bruchteil der Energie aus, die ein durchschnittliches Einfamilienhaus benötigt.

-Durch die Beteiligung am solaren Nahwärmeprojekt der Hamburger Gaswerke wird die Hälfte der benötigten Wärmeenergie über Sonnenkollektoren gewonnen.

-In einer Pflanzenkläranlage erfolgt die biologische Reinigung der Abwässer ohne Energieverbrauch.

-Der Einsatz moderner Komposttoiletten spart Trinkwasser und sorgt für frischen Dünger.

-Durch ein Car-sharing-System und die Förderung der Fahrradnutzung soll ein Beitrag zur Reduzierung des individuellen Nahverkehrs geleistet werden. Da Kraftfahrzeuge grundsätzlich vor der Siedlung geparkt werden, können sich vor allem ältere und junge Menschen am Braamwisch ungehindert bewegen.

Doch nicht nur ökologische Ziele stehen im Vordergrund. In der Siedlung sollen sich auch sozial vernetzte Wohnformen entwickeln, die über normale nachbarschaftliche Kontakte hinausreichen. Im Zentrum steht dabei ein im Bau befindliches Gemeinschaftshaus, das für gemeinsame Aktivitäten, aber auch als Info-Center, Seminar- und Ausstellungsraum genutzt werden soll. Während das „Braamwischhaus“vor allem in den Abendstunden für nachbarschaftliche Kontakte zur Verfügung steht, soll es tagsüber als Tagesförderungsstätte für Menschen mit schweren Behinderungen genutzt werden.

Insgesamt sollen 25 Reihenhäuser auf dem Bramfelder Gelände entstehen, verteilt auf drei Zeilen. Für die bereits im Bau befindlichen Ökoheime der „Zeile Ost“wurde ein spezieller umweltfreundlicher Haustyp nach dem Prinzip der Holzrahmenbauweise entwickelt. Wie bei einem Fachwerkhaus bestehen die Wände und Deckenelemente aus einem hölzernen Ständerwerk, das von innen und außen beplankt wird. Die tafelförmigen Wandteile werden in Finnland kostengünstig industriell gefertigt und am Bauplatz montiert.

Das umweltgerechte Wohnvergnügen aber ist nicht billig: Rund 500.000 Mark mußten die Neu-Bramfelder für ein 105 bis 145 Quadratmeter großes Eigenheim plus Grundstück berappen, bevor sie sich als frischgebackene HausbesitzerInnen fühlen durften.

Die hohen Kosten mögen neben den internen Zwistigkeiten ein Grund dafür sein, daß für die bisher nur auf dem Reißbrett existente „Zeile Süd“der Öko-Siedlung noch immer InteressentInnen gesucht werden, die noch in das ökologische Wohnprojekt einsteigen wollen. Doch dazu sind rund 20 Prozent Eigenkapital vonnöten.

Kontakt über Gilbert Siegler, Tel. & Fax: 040/800 27 14