Kleine Grundschulen – große Lehrerlücken

■ In vielen Grundschulen bringt die längerer Arbeitszeit der Lehrer nichts

Seit Anfang des Schuljahres müssen Bremer Lehrer zwei Stunden länger arbeiten. Doch gerade in kleinen Grundschulen bringt die erhöhte Stundenzahl nicht viel. „Es fehlen an den Bremer Grundschulen immer noch Lehrer“, so Suscha Hupka-Bartels vom Zentralen Elternbeirat. „Manche Schulen haben jetzt mehr Stunden, als im Kontingent geplant. Deshalb wurden teilweise Lehrer abgezogen.“Die Folge: wenn ein Lehrer ausfällt, fehlen noch mehr Stunden als früher. „Für die Grundschulen ist die Arbeitszeiterhöhung absoluter Blödsinn.“

„Lehrermangel ist immer relativ“, sagt hingegen Erika Huxhold, Pressesprecherin der Bildungssenatorin. „Es ist nicht bezahlbar, daß wir genauso viele Lehrer neu einstellen, wie pro Jahr aus dem Schuldienst aussteigen. Aber mit der aktuellen Zahl der Lehrer können wir die Unterrichtsstunden abdecken.“Im Bundesvergleich gehören die Klassen in Bremen dabei immer noch zu den kleinsten, so Huxhold.

Für Ingeborg Tietjen, Schulleiterin der Grundschule Hammersbeck, stellt sich die Angelegenheit freilich weniger optimistisch dar. Nach dem Krankheits-Ausfall einer Lehrerin sah es erst so aus, als ob die Einschulungsklassen 30 Schüler haben müßten. Eigentlich sollen nicht mehr als 27 Kinder in einer Klasse sein. Tietjen übernahm jetzt eine Klasse selbst, obwohl sie eigentlich als Schulleiterin diesen Job nicht machen soll. „Wenn ich das nicht tun würde, hätte die Klasse zu viele verschiedene Lehrer gehabt. Das wäre unverantwortliches Stückwerk gewesen. Rein rechnerisch ist die Betreuung möglich – aber Lehrer fehlen dennoch.“Mindestens ein Jahr muß Tietjen die Klasse jetzt übernehmen – dann erst kann neu verhandelt werden.

„Es kneift wirklich überall“, sagt auch die Konrektorin der Grundschule Burgdamm, Gisela Schmacke. An ihrer Schule fallen zwei Kolleginnen wegen Krankheit für längere Zeit aus. „Wir haben noch ein paar Stunden zugewiesen bekommen. Aber auch wenn bei uns einige Stunden von auswärtigen Lehrern angeboten werden – das ist alles nur Stückelkram.“

In der Grundschule an der Wigmodistraße taucht ein weiteres Problem auf: Der Schulrhythmus muß gestrafft werden, damit die Lehrer ihre Stunden ableisten können. „Es findet mehr Unterricht in den späten Stunden statt, die Schule beginnt nicht mehr unbedingt zur ersten Stunde“, so die Leiterin Hannelore Littek.

Für kleine Grundschulen ist die Verlängerung der Arbeitszeit unangenehmer als für große. Denn hier bedeutet jetzt der Ausfall eines Lehrers eine noch größere Katastrophe als vorher, weil auf den Schultern eines jeden mehr Stunden lasten. Die Zahl der Lehrkräfte in der Stadtgemeinde Bremen ist im Schuljahr 1997/1998 um 102 auf 4862 zurückgegangen – das sind 2,1 Prozent „Vollzeitlehrereinheiten“weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Schüler stieg im gleichen Zeitraum von 72.339 auf 73.087, das ist eine Erhöhung um ein Prozent. Mit der Neuregelung der Arbeitszeit der Lehrer hat man nun 5,7 Prozent mehr Lehrerwochenstunden, nämlich 116.700, teilt die Sprecherin der Bildungssenatorin mit. Christoph Dowe