„Koch als Namenspatron untragbar“

■ St.-Pauli-Mitglied Ronny Galczynski fordert Umbenennung des Wilhelm-Koch-Stadions. Interview mit „empörtem“Antragsteller

Für Ronny Galczynski gibt es kein Zurück. Kommenden Freitag wird der 39jährige auf der Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli den Antrag stellen, das „Wilhelm-Koch-Stadion“in „Stadion am Millerntor“umzubenennen. Das engagierte Vereinsmitglied ist allerdings noch „unsicher“, ob sich im Congress-Centrum eine Mehrheit dafür finden wird.

taz: Weshalb hast du dich zu diesem Schritt entschlossen?

Ronny Galczynski: Auslöser war das Buch von René Martens. Als ich das Kapitel über die Geschäfte des langjährigen FC-Präsidenten Wilhelm Koch in der Nazi-Zeit gelesen habe, konnte ich nicht glauben, was da stand.

Was hat dich so empört?

Wilhelm Koch war Mitglied in der NSDAP und gehörte dem Reichsbund für Leibesübungen an. Er hat sich wie viele Deutsche während der NS-Diktatur opportunistisch verhalten. Er hat wirtschaftlich von der „Arisierungspolitik“der Faschisten profitiert. So jemand ist für einen Verein als Namenspatron untragbar, in dessen Stadion rassistisches und rechtsradikales Geschrei geächtet wird.

Meinst du, daß das die meisten Vereinsmitglieder so sehen?

Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind dieser Ansicht. Ich stelle den Antrag ja stellvertretend für viele jüngere Mitglieder und Fans im Stadion, die wollen, daß sich etwas in dieser beschämenden Sache tut. Es gibt aber sicher auch genügend Mitglieder, vor allem ältere, die die ganze Zeit über Koch Bescheid wußten, ihn sogar noch persönlich kannten und sich dennoch bewußt zurückgehalten haben.

Warum haben die das getan?

Vielleicht haben sie es verdrängt, vielleicht vergessen. Vermutlich haben sie aber gedacht, daß es für das Ansehen des Vereins besser wäre, zu schweigen.

Welche Reaktion erwartest du aus diesem Spektrum?

Die werden mich wohl als Nestbeschmutzer sehen und als linksradikalen Spinner titulieren.

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