Giftiger Schlamm immer noch giftig

■ Vergifteter Hafenschlamm wird vermutlich weiter verklappt

Wie der giftige Hafenschlamm in den Hafenbecken Bremerhavens in Zukunft entsorgt werden soll, ist immer noch unklar. Zwar liegt jetzt ein Entsorgungskonzept in Umrissen vor. Doch Angaben über genaue Fundorte und Belastungen will das Bremerhavener Hafenamt bislang nicht machen.

Wie bereits berichtet ist der Schlamm im Hafenbecken mit dem Umweltgift Tributylzinn (TBT) belastet. Das hochgiftige TBT ist in Schiffsfarben enthalten, um Algenbefall zu verhindern. Die Bezirksregierung Lüneburg hatte im September verboten, weiter wie bisher den Schlamm von Baggerarbeiten im Hafen im Wattenmeer zu verklappen. Dort ist es durch TBT bereits zu Beeinträchtigungen der Meeresfauna gekommen.

Spätestens im nächsten Frühjahr muß in Bremerhaven aber wieder gebaggert werden, weil die Schiffe sonst im Hafen steckenbleiben. „Wenn gebaggert werden muß, muß das Konzept so abgerundet sein, daß wir als Überbrückung bei der Bezirksregierung Lüneburg beantragen können, den Schlamm vorläufig doch wieder zu verklappen“, sagt dazu Hans Weigel, der für das Umweltressort an einem Konzept von Hafenamt und Umweltressort zur Minimierung der TBT-Belastung mitgearbeitet hat. Es sei schwer, von heute auf morgen eine „sinnvolle Lösung“zu finden.

Das Konzept sieht nun vor, daß die Werften Auffangbecken und Filtervorrichtungen in ihren Docks installieren, um ein Einwaschen von TBT in den Hafen zu verhindern. Gerade vor Werften ist die Giftkonzentration extrem hoch. Der Chef der Lloyd-Werft, Dieter Haake, bestätigte schon vor zwei Monaten gegenüber der taz, daß Investitionen von mehreren Millionen Mark notwendig wären, um TBT im Werftabwasser zu reduzieren. Jetzt schätzt er die Kosten auf bis zu vier Millionen Mark.

Neu in dem Entsorgungskonzept ist die Einbeziehung von Arbeitsschutzmaßnahmen. Beim Aufsprühen der Farben werden bis zu einem Drittel der giftigen Substanzen in die Luft freigesetzt und möglicherweise von Arbeitern eingeatmet. An der Uni Bremen werden derzeit verschiedene Varianten zur Entsorgung des giftigen Schlamms geprüft. schuh