Am Anfang war ein Rechenfehler

■ Soll der Benzinpreis nun auf 4,30 oder auf 5 Mark steigen, wenn es nach den Grünen geht?

Berlin (taz) – So nahm das Unglück seinen Lauf: Das Magazin Focus hatte vorab den grünen Programmentwurf bekommen. Und dort stand zu lesen: „Im ersten Schritt steigt der Benzinpreis um 50 Pfennig und in den folgenden Jahren bis 2005 um jeweils 30 Pfennig pro Liter. Er bleibt demnach unter fünf Mark.“ Der Focus- Mann rechnete nach – und kam auf 4,30 Mark. Der dpa-Korrespondent schrieb dasselbe, und als dann auf der Pressekonferenz der Grünen nachgefragt wurde, ob 4,30 Mark stimme, dementierte keiner.

Unter den Grünen war die Verwirrung komplett: Wieso war die Parteispitze von den ursprünglich geforderten 5 Mark abgerückt? „Wahrscheinlich haben die Realos 3,50 Mark verlangt“, argwöhnte ein Mitglied zu Beginn des Kongresses, „und die haben sich auf 4,30 geeinigt.“

In Wirklichkeit war alles ganz anders: Der Focus-Mann hatte sich schlicht verrechnet, denn tatsächlich kommen sogar bloß vier Mark heraus. Vermutlich hatte er die erste Erhöhung schon für 1998 eingerechnet, das neue Gesetz könnte aber frühstens zum 1. 1. 1999 in Kraft treten, schließlich findet die Wahl erst im Herbst 1998 statt. Bis einschließlich 2005 macht das 2,30 Mark Plus, aufgeschlagen auf die derzeitigen rund 1,70 für einen Liter Super also einen Preis von vier Mark.

Haben also die Realos die Fundis in die Knie gezwungen? Nein, auch das nicht. Denn bis 2005 sind es nur sieben Erhöhungsschritte, die alte grüne Forderung nach fünf Mark war aber auf zehn Jahre ausgelegt – macht noch einmal 90 Pfennig mehr, Endpreis 4,90. Also fast 5 Mark.

Im ursprünglichen Entwurf der Programmarbeitsgruppe hatte übrigens gar keine Zahl gestanden, offenbar weil man Sorge hatte, bei den Wählern werde andernfalls nur diese hängenbleiben und alle würden glauben, die Grünen wollten gleich nach der Wahl Fünf- Mark-Schilder an die Tankstellenmasten hängen.

Mittlerweile hat man noch einmal nachgedacht: Im überarbeiteten Entwurf soll nun stehen, daß zunächst nur vier Jahre lang erhöht wird, um dann neu zu überlegen. Der Preis soll dabei nicht genannt werden, die taz liefert ihn trotzdem: 3,10 Mark für Super bleifrei. Zweimal nachgerechnet. urb