Naturschutz platt gemacht

■ betr.: „Wattenschutz wird ausge bremst“, taz vom 20.10. 97

Am desolaten Zustand dieses Freizeit- und Industrieparks Wattenmeer, der als Nationalpark verkauft wird, haben die Naturschutzverbände ihren erheblichen Anteil. In Niedersachsen firmieren 13 Verbände als „anerkannte Naturschutzverbände“, fünf davon erhalten vom Land nach dem Verbändeförderungsgesetz zusammen 1,5 Millionen DM für ihre Geschäftstellen.

Außer den Informationshäusern ist keiner der Verbände in der Wattenmeerarbeit nachhaltig an der Küste präsent. Die Wattenmeer-Geschäftsstelle des Naturschutzbundes Deutschland in Aurich wurde vor zwei Jahren geschlossen, der Mitarbeiter entlassen. Mit Hilfe des WWF, des NaBu und des BUND wurde eine planfestgestellte Ersatzmaßnahme durch den Bau der Erdgasleitung Europipe im Nationalpark verhindert. Auf die dümmlichsten Anwürfe gegen die Schutzziele im Nationalpark durch die Nutzergruppen, die seit langem gezielt jede Verbesserung des Naturschutzes verhindern, wurde nicht öffentlich reagiert. Im Gegenteil, der WWF propagierte ein Sperrwerk in der Emsmündung, ortsferne Verbandsfunktionäre des WWF, des NaBu und des BUND sabbelten vom „sanften Tourismus“ an der Küste (bei mehr als 13 Millionen Übernachtungen!) oder versuchten sich in der Verhinderung von Getränkedosen in Küstenbadeorten.

Dem öffentlichen konzertierten Druck der Naturnutzer wurde von den Verbänden nichts entgegengesetzt. Von Professionalität ist bis auf wenige Ausnahmen in den Naturschutzverbänden nichts zu erkennen, den Mitgliedsbeitrag kann man sich sparen. Die Nationalparkverwaltung als Blinddarm der Bezirksregierung Weser-Ems ist politisch zum Schweigen verurteilt. Auch die Bündnisgrünen in Niedersachsen haben sich von ökologischen Themen längst verabschiedet. Der Naturschutz wurde erfolgreich platt gemacht. Manfred Knake, Esens,

Reiner Schopf, Insel Memmert,

Eilert Voß, Widdelswehr,

Konferenz der Natur-

und Umweltschutzverbände

Ost-Friesland