Hoffnung für Schichau schwindet

■ Tunesier vergeben Auftrag für Riesen-Fähre nach Norwegen

Die Schichau-Seebeckwerft (SSW) muß in ihrem Überlebenskampf einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen: Die tunesische Staatsreederei Cotunav hat den 300-Millionen-Mark-Auftrag für das Fährschiff „Superhabib“nicht nach Bremerhaven, sondern nach Norwegen vergeben. SSW hatte sich gute Chancen auf den Zuschlag ausgerechnet, weil die Werft die beiden letzten Fähren für Cotunav gebaut und für den „Superhabib“überdies eine Kooperation mit der Meyer-Werft aus Papenburg vereinbart hatte.

Damit ist ein Hoffnungsschimmer für die 650 SSW-Mitarbeiter zerstoben, die nach dem Konkurs der ehemaligen Vulkan-Tochter für ein Weiterbestehen der letzten großen Bremerhavener Neubauwerft dringend auf einen Anschlußauftrag angewiesen sind. Nach Aussage von Werftchef Hans Tempel hat SSW nur noch drei bis vier Monate Zeit, einen anderen Auftrag hereinzuholen. Das Land Bremen und das Arbeitsamt hatten vor einigen Wochen eine neue Beschäftigungsgesellschaft gegründet, die die Belegschaft bis spätestens April zusammenhalten wird.

„Cotunav hat uns am Freitag mitgeteilt, daß sie sich gegen uns entschieden haben“, sagt Tempel. Stattdessen würde ein Vertrag mit einer norwegischen Werft unterschrieben. Ganz will Tempel die Hoffnung auf den warmen Regen aus Tunesien aber noch nicht fallenlassen. Cotunav sei eine Staatsfirma, die schon mehrfach Verträge habe platzen lassen, weil sie von der politischen Führung des Landes „overruled“worden sei.

Möglicherweise habe die Reederei sich bei der Entscheidung allein auf den Preis und die technischen Leistungen der Werften konzentriert, hofft Tempel. Für die Regierung könne aber das Finanzierungsangebot interessant sein, das SSW mit der bundeseigenen Entwicklungsbank KfW vorgelegt habe. Außerdem könnte Tunesiens Regierung, die um eine Assoziierung mit der Europäischen Union bemüht sei, den Auftrag lieber an ein EU-Land als gerade an EU-Verweigerer Norwegen vergeben.

Wie dem auch sei: Selbst wenn die „Superhabib“noch einmal neu ausgeschrieben würde, „hätten wir auf jeden Fall ein Zeitproblem, räumt Tempel ein. Nun ruhen die letzten Hoffnungen der Bremerhavener auf den anderen Neubauprojekten, bei denen SSW im Vergaberennen liegt. Heißestes Eisen im Feuer sind dabei zwei große Fähren für eine griechische Reederei, die ebenfalls in Kooperation mit Meyer-Papenburg gebaut werden sollen. jof