Alte Geschichte und neue Geschichtchen

■ Das Deutsche Historische Museum (DHM) wird 10. Touristen lieben deutsche Vergangenheit

Das „Haßmuseum“ der „Antiberliner“ feiert seinen zehnten Geburtstag. Nicht mit großem Pomp und patriotischer Attitüde. Eher ruhig und bedächtig begeht es das Fest, mit ein paar unspektakulären Ausstellungen mehr, aber auch mit Besonderem: „Wahlverwandtschaften – Skandinavien und Deutschland“ wird kaum jemanden interessieren. „Boheme und Diktatur in der DDR“ entzweit schon jetzt wieder die Meinungen. So war es vor zehn Jahren, so wird es in zehn Jahren wohl wieder sein.

„Bewahren und Ausstellen“, sagt Museumsdirektor Christoph Stölzl, bilden die Grundpfeiler seines Konzepts für das Deutsche Historische Museum (DHM). „Aufklären“ und „Aufarbeitung“ gehörten dazu. „Information“ sowie „der Diskurs über die Vergangenheit ebenso“. Stölzl, dem Jäger und Sammler spezifisch deutschen Ramsches, kommt das heute leicht über die Lippen. Jahrelang ist er in dunkle Keller und auf Dachböden gestiegen, hat Asservatenkammern geplündert, historische Dokumente und Bilder ersteigert. Jetzt räumt er den Palast der Republik aus – auch die Pulte und Sessel der Volkskammerabgeordneten gehören zum „breit gefächerten Angebot“ für uns und die touristischen Besucher des Zeughauses, in dem das „lebendige“ DHM seit dem Fall der Mauer residiert.

Der Erfolg des Museums gibt dem Museumsmacher und Kohl- Freund recht. Pilgerten 1991 nur 43.000 Menschen in das DHM, so waren es 1996 schon knapp 540.000 Besucher, die zwischen alten Autos, Fotografien der Adenauer- Ära, Wirtschaftswunder- oder Ostprodukten computergestützt umherwandelten. Daß die Fülle des Materials und dessen ausgesuchte Beliebigkeit darüber hinaus manchmal recht blaß und langweilig bleiben, ficht Stölzl wenig an. Das Dokument als Chiffre der Geschichte allein zählt für ihn. Reicht das nicht?

Das reicht nicht. In die Kritik gekommen ist das DHM in den vergangenen zehn Jahren hauptsächlich deshalb, legte doch das „Staatsmuseum“ enorm viel Wert auf ein Sammelsurium heroisch- deutscher Geschichte und Geschichtchen. Kaiser Wilhelm II. und Bismarck, die Ufa oder die Olympischen Spiele wurden über Gebühr präsentiert. Einer Ausstellung des Hitler-Leibfotografen Hoffmann fehlte dagegen das rechte Konzept – weshalb sie nach Protesten der Jüdischen Gemeinde abgeblasen werden mußte.

Das 8.000 Quadratmeter große Zeughaus, in das das DHM zog, nachdem der geplante Neubau im Spreebogen nicht realisiert werden konnte, wird noch größer, bunter und lustiger. 2001 wird der Erweiterungsbau für 300 Millionen Mark eröffnet. rola