Auf dem "Königsweg" zum Kompromiß

■ Kultursenator Radunski (CDU) einigt sich mit Jüdischer Gemeinde und Akademie der Künste auf neue Struktur für das Jüdische Museum. Neuer Interimsdirektor in wenigen Tagen. Kolloquium erst nach der Eröffnu

Der Streit um das geplante Jüdische Museum ist offensichtlich vorerst beigelegt. Gestern stellte Kultursenator Peter Radunski (CDU) sein Modell für eine Reform der Stiftungskonstruktion und einen Fahrplan für die weitere Entwicklung der Museumskonzeption vor. Diese Vorlage, die der Senat in drei Wochen beschließen soll, ist nach Angaben von Radunski mit der Jüdischen Gemeinde und mit der Akademie der Künste abgestimmt. „Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde hat dieses Modell als Königsweg bezeichnet“, sagte Radunski.

Im einzelnen plant Radunski, daß das Jüdische Museum, das im März diesen Jahres zu einer Unterabteilung der Stiftung Stadtmuseum herabgestuft wurde, eine unselbständige Stiftung „Jüdisches Museum“ wird. Damit bekommt das Museum Eigenständigkeit, wenn auch keine rechtliche Selbständigkeit. Dem neuen Stiftungsrat sollen neben dem Kultursenator auch Vertreter der Jüdischen Gemeinde und von Adass Jisroel angehören. Darüber hinaus wird der künftige Direktor des Jüdischen Museums Stellvertreter des Generaldirektors des Stadtmuseums. Für das Museum gibt es künftig einen eigenen Haushaltsplan und einen Stellenplan für wissenschaftliche Mitarbeiter. Auch die Struktur der Stiftung Stadtmuseum wird geändert. Während bislang nur der Kultursenator und der Generaldirektor des Stadtmuseums, Reiner Güntzer, im Stiftungsrat saßen, wird das Gremium nun auch um Vertreter der Jüdischen Gemeinde erweitert. Nach Angaben Radunskis soll das Museum nun eine kulturelle Autonomie erhalten, ohne daß dabei ein integratives Konzept mit dem Stadtmuseum aufgegeben wird. Zwar habe die Unabhängigkeit auch bisher bestanden, „aber es wurde nicht als vollständig unabhängig gesehen“, sagte Radunski.

Wie es konzeptionell weitergehen soll, wird eine Expertenkommission um den Architekten des Museumsbaus, Daniel Libeskind, erarbeiten. „Wir wollen eine stufenweise Annäherung an das spätere Konzept des Museums“, erklärte Radunski. Auf Grundlage des Konzeptes von Libeskind soll die Kommission die Eröffnungsausstellung beschließen. Erst anschließend kann nach dem Willen des Kultursenators das von der Akademie der Künste geforderte Kolloquium staffinden. Dort soll die weitere Entwicklung der Ausstellung besprochen werden.

Ein neuer Direktor des Jüdischen Museums, von dem die Konzeptiuon ebenso abhängen wird wie die tatsächliche kulturelle Autonomie, wurde bisher allerdings noch nicht benannt. Der ehemalige Leiter des Hauses der Wannseekonferenz, Gerhard Schoenberner, hat aus gesundheitlichen Gründen abgesagt, und auch Daniel Libeskind komme, so Radunski nicht in Frage. „In wenigen Tagen“ jedoch werde man einen Interimsdirektor benennen können. Barbara Junge