Verschickungen der Töne

■ Die belgisch-afrikanische Vokalformation Zap Mama verbindet die Geräusche des afrikanischen Dorfes mit der Technik der Metropolen

Musik aus Afrika läßt sich laut Manu Dibango als Kommunikation zwischen Dorf und Stadt begreifen. Auch wenn inzwischen die meisten Afrikaner wie der Saxophonist aus Douala in Städten geboren werden, gilt das Dorf weiterhin als „geistige Heimat“des Afrikaners. Das spiegelt sich, so scheint es, besonders deutlich in der Musik des Kontinents wider. „Zwischen Stadt und Land gibt es einen wechselseitigen Austausch“, führt Manu Dibango in dem Vorwort zu Graeme Ewans' Die Klänge Afrikas aus. „Wenn aus dem Dorf eine Note in die Stadt kommt, dann schickt die Stadt sie mit elektronischer Verzögerung, mit Nachhall, Begrenzer und der ganzen Studiotechnik zurück ins Dorf.“Und es ist doch dieselbe Note.

An dieser Verschickung der Töne beteiligte sich auch die Vokalformation Zap Mama. Die Homebase der Hauptkomponistin und Gründerin Marie Daulne befindet sich in der belgischen Hauptstadt. Durch den Einfluß aus dem damaligen Belgisch-Kongo verfügte Brüssel bereits seit Mitte der 50er Jahre über ein rege Clubszene, von der schon Manu Dibango inspiriert wurde. Dort befinden sich lediglich die Aufnahmemaschinerie von Zap Mama und der notwendige Kommunikationsraum für den Austausch mit anderen Musikern.

Die Töne stammen – genau wie es Manu Dibango beschreibt – aus ihrem Heimatdorf. Da ist das Meckern der Ziegen, das Gackern der Hühner auf einem afrikanischen Bauernhof. Da sind die Rede- und Antwortfiguren der Frauen, die jedes Familienfest begleiten. Da sind traditionelle Volksweisen, die in unterschiedlichen technischen Modulationen in Afrika immer wieder zu Hits wurden.

Doch Zap Mama machen natürlich nicht nur Musik für afrikanische Großstädte, sondern auch für Europa. So bündelte Marie Daulne für Seven noch Gospel, Soul, Chanson in ihrem Brüsseler Studio und mit den Gastsängern Michael Franti und U-Roy HipHop und Reggae. Indem sie so alle Genres unterschiedslos als Weltmusik behandelt, führt sie vielsprachig die integrativen Möglichkeiten afrikanischer Vokalartistik vom Lande vor. Nur selten klingt Seven dabei wie ein Kramladen der Stile.

Volker Marquardt Mo, 3. November, 20 Uhr, Musikhalle