Theater im Zimmer

■ Tobias Derndinger inszeniert Rumänen von Lars Norén in einem Hotelzimmer

In einem heruntergekommenen Hotelzimmer auf dem Kiez hausen Sam und Maria. Das Paar aus Rumänien war mit großen Hoffnungen nach Deutschland gekommen. Doch sie sind mittlerweile enttäuscht worden. Seit Monaten sitzen sie schon ohne Arbeit herum und haben die Hoffnung schon fast aufgegeben, als Mike und Myrtle unerwartet an ihre Tür klopfen. Das deutsche Paar scheint das Gegenteil von ihnen zu sein: glücklich und erfolgreich. Daß auch sie Probleme mit sich herumtragen, zeigt der Verlauf des weiteren Abends, der in Mike und Myrtles Absteige verbracht wird und in einer Satansbeschwörung endet.

„15 Zuschauer auf 15 Quadratmeter“nennt Regisseur Tobias Derndinger vom „Theater unter Ausschluß der Öffentlichkeit“sein Konzept für die Inszenierung von Rumänen, einem Stück des schwedischen Dramatikers Lars Norén. Die Idee für die Inszenierung in einem Hotelzimmer entstand aus der Lektüre des Stückes und der Einsicht, daß eine traditionelle Bühnenaufführung das Stück, das ja in einem Hotelzimmer spielt, nicht ernst nehme. Daher verfrachtete er seine Schauspieler in ein reales Hotelzimmer auf der Reeperbahn. Der grünbraune Fußboden und der enge Treppenaufgang lassen keinerlei Zweifel: Das ist der Kiez. Aus dem Fenster sieht man die Lichter der Reeperbahn. Die Zuschauer befinden sich dabei mit den Spielenden in einem Raum und haben, obwohl sie nicht direkt angesprochen werden, keine Möglichkeit, Distanz aufzubauen.

Das Hotelzimmer ist jedoch nicht der einzige Raum, der bespielt wird. In der Mitte des Stückes verlassen Schauspieler und Zuschauer diesen Ort, um sich, an den Sexshops der Reeperbahn vorbei, in die Absteige von Myrtle und Mike zu begeben. Im Schwimmbad eines alten Kellerpuffs feiern diese ihre Sado-Maso-Spiele und schwarzen Messen.

Mit der Wahl dieser Spielorte hat Regisseur Derndinger ein glückliches Händchen bewiesen. Denn gerade durch seine Lokalisierung besitzt seine Inszenierung von Rumänen eine Unmittelbarkeit, die herkömmliches Theater kaum bieten kann. Jens Kiefer

Sa, 1. bis So, 9. November, 20 Uhr, Hotel Rheinland, Reeperbahn 57, Zimmer 17, Karten unter Telefon 731 97 42