Adriennes Architekten-Adel

HfbK-Präsidentin Adrienne Goehler will den Star-Architekten von Gerkan als Gründungsrektor ihrer Bauakademie präsentieren  ■ Von Florian Marten

Wenn heute um 14 Uhr der Akademische Senat der Hochschule für bildende Künste (HfbK) zusammentritt, dann steht Brisantes auf der Tagesordnung: Unter den Punkten „Reform des Architekturstudiums“und „Personalia“verbirgt sich der Versuch von Hochschulchefin Adrienne Goehler, im Kampf um die Gründung einer neuen Architekturhochschule vollendete Fakten zu schaffen. Sie will die Hamburger Architektenausbildung, derzeit auf HfbK, Fachhochschule (FH) und TU Harburg (TU) verteilt, im eigenen Haus zusammenfassen. Die entsprechende Konzeption einer HfbK-Bauakademie soll heute präsentiert werden.

Um die Konkurrenz von FH und TU vollends auszustechen, soll zugleich ein vorläufiger Gründungsrektor der Akademie benannt werden. Trumpf von Adrienne Goehler ist dabei voraussichtlich Star-Architekt Meinhard von Gerkan, der als einer der möglichen Gründungs-rektoren gehandelt wird. Gerkans Architektur findet sich in Hamburg etwa im Hanse-Viertel oder am Flughafen wieder. In Berlin wird der Lehrter Stadtbahnhof nach seinen Plänen zum zentralen Bahnhof der Hauptstadt ausgebaut.

Daß die zersplitterte Hamburger Ausbildungslandschaft in Sachen Architektur und Stadtplanung reformbedürftig ist, ist längst klar. Noch Henning Voscherau hatte zu diesem Zweck zusammen mit Wissenschaftssenator Leonhard Hajen (SPD) eine Kommission unter Leitung von Oberbaudirektor Egbert Kossak (alle SPD) eingesetzt. Der Vorschlag der Kommission, der gegenwärtig von Betroffenen und Verbänden diskutiert und Ende November vorgelegt werden soll, empfiehlt, die bisher an TU (Stadtplanung), FH (Konstruieren, Entwickeln) und HfbK (Entwerfen) zerstreuten Ausbildungsstätten zusammenzufassen, zu verkleinern und aufzuwerten.

Kossak & Co denken dabei an eine kleine und feine Edelschule für international renommierte Künstler-Architekten; die sozialen und planerischen Aspekte sollen dabei ebenso unter den Tisch fallen, wie handwerkliche Grundlagen der Statik, der Werkstoffkunde und des ingenieurmäßigen Entwerfens.

Bei TU und FH stoßen die Vorschläge der Kommission denn auch auf heftigste Kritik. Und auch bundesweit wenden sich Experten gegen die elitäre Verkürzung des Architekturberufs aufs künstlerische Entwerfen. Stattdessen sollten Architektur und Stadtplanung ihrer Meinung nach enger miteinander verzahnt und die Ausbildung erweitert werden.

Adrienne Goehler freilich hat anderes im Sinn. Sie will die Gunst des Kommissionsvorschlags nutzen und an der HfbK eine Künstler-Architekten-Schmiede etablieren. Ob Goehlers Vorstoß taktisch besonders klug ist, bleibt dahingestellt. „Dies wäre doch eine Ohrfeige für einen künftigen rot-grünen Senat“, frohlockt etwa ein Mitarbeiter der Architektenkammer, der ungenannt bleiben will.

Immerhin wird die grüne Fraktionschefin Krista Sager als aussichtsreiche künftige Wissenschaftssenatorin gehandelt. Von einer architektonischen Edelschmiede á la Kossak/Goehler hält sie dem Vernehmen nach absolut nichts.