Ganz oder gar nicht

■ GB/USA 1997, Regie: Peter Cattaneo; mit Ro bert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy u.a.; 90 Min.

„Ganz oder gar nicht“ ist nur auf den ersten Blick ein „Pfarrer-im-Puff“-Film. Ein absurdes, aber orginelles und deshalb kinotaugliches „Was-wäre-wenn“-Szenario ist nur die stabile Unterhaltungsbasis für eine Komödie, die Lachen nie mit Lächerlichkeit verwechselt. Eine unaufdringliche sozialkritische Beobachtung voll mit schräger Komik – das kriegen zur Zeit nur die Briten richtig hin:

Arbeitslosikeit dominiert in Sheffield und hat die traditionellen Strukturen zerstört. Während nun die Frauen das Überleben ihrer Familien sichern, erlebt das Selbstbewußtsein der Männer den freien Fall. Nicht zu erschüttern ist jedoch Gaz. Als die berühmte Stripper-Truppe Chippendales Sheffield besucht und die Frauen der Stadt angesichts der nackten Männer völlig die Fasson verlieren, hat Gaz einen todsicheren Finanzierungsplan entworfen. Mit seinen arbeitslosen Freunden gründet er eine Ausziehmannschaft. Getreu dem Motto Kumpel-Körper sind schön, denn „Übergewicht ist Frauensache“ fangen sie zu Hot Chocolates „You Sexy Thing“ an zu trainieren. Und in der anatomisch wie athletisch eher bemitleidenswerten Truppe wächst Hoffnung, wo eben noch Verzweiflung drohte. „Die Arbeitslosigkeit ist ein gutes Transportmittel, um die emotionale Befindlichkeit des modernen Mannes transparent zu machen“, meint Drehbuchautor Simon Beaufoy. Das hat Regisseur Peter Cattaneo ausgezeichnet hingekriegt. Denn mit all ihren Schwächen bleiben die Figuren in ihrer sozialen Notsituation präsent, ohne daß der Witz dabei auf der Problem-Strecke bleibt. Unbedingt sehenswert!

Broadway, Cine Star, Filmbühne Wien, Filmpalast Berlin, Gropius Passagen, International, Kant-Kino, Kino Brotfabrik, Kosmos, Odeon, Rollberg, Zoo-Palast