Auf keinen Fall nach Berlin

Nach dem 1:2 gegen Bayern München im DFB-Pokal-Achtelfinale bleibt die Frage offen, wohin es für den 1. FC Kaiserslautern heuer gehen kann  ■ Vom Betzenberg Günter Rohrbacher-List

Es gab Zeiten, da schauderte den Spielern des FC Bayern München schon beim Anblick des steinernen Teufels vor der Osttribüne des Stadions Betzenberg. Oder sie zitterten bereits bei der Fahrt vom Frankfurter Flughafen nach Kaiserslautern, sobald sie den Rhein überquert hatten. Über die Jahre gerieten so die Gastspiele des FC Bayern in der Pfalz zu Kultspielen, auch mangels originärer Derbies im Südwesten.

Als der 1. FCK nach einem Exerzitienjahr in der 2. Bundesliga am 2. August gleich im ersten Spiel frech drei Punkte aus München mit nach Hause nahm, dachten sich die überrumpelten Bayern nicht allzu viel dabei. Doch jetzt, nach zwölf Spieltagen, ist der 1. FCK immer noch Tabellenführer und hat vier Punkte Vorsprung auf den zuletzt überzeugenden Titelfavoriten.

Im Achtelfinalspiel des DFB- Pokals erhoffte man sich daher neben der Berlin-Frage auch eine Erhellung der Diskussion, was vom 1. FCK in dieser Saison wirklich erwartet werden kann.

Diese Frage blieb letztlich unbeantwortet. Es war keines der begeisternden Spiele, die so oft in den letzten 32 Jahren zu sehen waren – wie das legendäre 7:4 oder die beiden 4:0 in den 90er Jahren. Nein, da trafen sich zwei, die mit komfortablem Punktevorsprung vor all den Schalkern, Rostockern und Stuttgartern die Bundesliga dominieren. Und wenn nicht alles täuscht, werden sie auch nach dem für Kaiserslautern unglücklichen, aber für Bayern verdienten 1:2 noch dort oben thronen, wenn sie am 5. Dezember in der Bundesliga erneut aufeinandertreffen. In welcher Reihenfolge ist letztlich egal in den Zeiten der reformierten Champions League. Auf jeden Fall sind die Fragen, ob Kaiserslautern wirklich so stark ist oder die Bayern die Pfälzer nicht ernst genug nehmen, erst einmal aufgeschoben. Am Freitag muß man nach Dortmund. Dann sieht man weiter.

Es handelte sich bloß um einen leidenschaftslosen Pokalkick, der nicht einmal eine orgiastische Verlängerung brachte. Kaiserslautern befreite sich mit der Pokalniederlage immerhin von der Bürde, außer in der Bundesliga auch noch im DFB-Pokal in vordester Reihe mitzutun. Abgesehen vom verletzten Lothar Matthäus war der FC Bayern so gut wie komplett, während der 1. FCK auf seinen Toremacher Olaf Marschall verzichten mußte. Nach dem Schock des 0:1 nach nur drei Minuten brachten es die Lauterer lediglich durch einen Freistoß von Ciriaco Sforza nach einem angeblichen Foul an Michael Schjönberg zum 1:1-Pausenstand. Außer einigen ansehnlichen Distanzschüssen des Schweizers war aber vom 1. FCK nicht allzuviel zu sehen: Ratinho war bei Nerlinger abgemeldet, Kuka ein Ausfall, und auch Rische trug kaum etwas bei.

Als Alexander Zickler für den lustlosen Mario Basler kam, drehte Trapattonis Elf noch einmal auf, denn das Nachtflugverbot auf dem Zweibrücker Flughafen drohte bei einer Verlängerung die Reisepläne zu durchkreuzen. Und fast wie einst der FC Barcelona durch Bakero schlug auch hier der Clevere zu: Nach einem großen Fehler von Torwart Andreas Reinke schoß Carsten Jancker die Pfälzer aus dem Wettbewerb.

Den FCK hatte die Mär von den Punkten gegen den Abstieg eingeholt. Im Pokal, wo es um alles oder nichts geht, ist sie Makulatur. Dieses 1:2 läßt sich weder schön reden noch korrigieren. Fakt ist: Es wird nichts mit Berlin. Alle Kartenbestellungen für das Pokalfinale werden in der Pfalz storniert.

Nicht storniert werden kann die noch offene und unbeantwortbare Frage, wer in der Bundesliga Titelfavorit ist – und wer Herausforderer. Nur eins ist klar: Der FC Bayern ist für den 1. FCK ein Stück Lebensqualität. Das wurde besonders nach dem Abstieg klar. Und es gibt – man registriert es bei den Schmähgesängen – unsympathischere Gegner als die Bayern (Das spiegelt natürlich keineswegs die Einschätzung der Redaktion wider, d. Red.) Seit Buchautor Dietrich Schulze-Marmelings Liebeserklärung an „Die Bayern“ haben vielleicht auch in der Pfalz noch mehr Fußballfans die Bayern ein klein bißchen (mehr) lieb gewonnen. Auch wenn sie ihren FCK aus dem Pokal bugsiert haben.

1. FC Kaiserslautern: Reinke – Kadlec (82. Hristow) – Koch, Schjönberg – Buck, Ratinho, Sforza, Schäfer (15. Reich), Lutz – Rische, Kuka

FC Bayern München: Kahn – Helmer – Babbel, Kuffour – Basler (75. Zickler), Nerlinger, Scholl, Hamann, Tarnat – Elber (80. Fink), Jancker

Zuschauer: 38.000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Nerlinger (3.), 1:1 Sforza (25.), 1:2 Jancker (77.)