Ruandas Armee zieht aus Kongo ab

■ Kabilas Armeechef schickt die Soldaten aus dem Nachbarland nach Hause, um die Mayi-Mayi-Rebellion im Osten des Kongo zu beenden

Bukavu (taz) –Pünktlich zum Jahrestag der Einnahme von Bukavu durch Laurent-Désiré Kabilas AFDL-Rebellen verlassen die ruandischen Truppen, die der AFDL damals halfen, die Hauptstadt der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu. Seit Tagen kann man in Bukavu beobachten, wie die Ruander nachts den nahen Grenzposten nach Cyangugu in Ruanda überschreiten. Gleichzeitig werden die Einheiten der einheimischen AFDL-Armee verstärkt, nachdem die Neuausbildung von 40.000 zairischen Soldaten, zum größten Teil Angehörige der früheren Armee Mobutus, in den Militärlagern von Kitona und Kamina abgeschlossen worden ist.

Dem Abzug der ruandischen Soldaten gingen wochenlange Verhandlungen mit den gegen die Kabila-Regierung kämpfenden Mayi- Mayi-Milizen voraus. Zuvor hatten die Mayi-Mayi – ein Sammelbegriff für verschiedene örtliche Milizen im Osten des Kongo – das gesamte Hinterland um Bukavu besetzt und der Armee größere Verluste zugefügt. Hinzu kam, daß die Bevölkerung von Süd-Kivu und die Notabeln der Gegend sich den Zielen der Mayi-Mayi anschlossen, zum Beispiel der Vertreibung der Tutsi aus der Region. Die Leitung der Verhandlungen übernahm der junge AFDL-Generalstabschef Masasu Shindaga, der aus dem Süd-Kivu stammt und sich über die Lösung dieser Krise profilieren will. Es erfolgte eine Einigung, daß die ruandischen Truppen abziehen und im Gegenzug die Mayi-Mayi ins AFDL-Militär integriert werden.

Ob und wie letzteres stattfindet, ist noch offen. Nach wie vor werden Leute, die der Mitgliedschaft in den Mayi-Mayi verdächtigt werden, festgenommen, und die Kämpfe gehen vor allem in der Region Walikale/Amisi westlich von Bukavu an der Straße Richtung Kisangani weiter – von dort kommt die AFDL-Verstärkung, die jetzt die Mayi-Mayi-Rebellion einkesseln soll.

Abgezogen sind jetzt auch nur die ruandischen Soldaten, nicht jedoch die ruandischen Kommandanten. Eines ist jedoch sicher: Die Mayi-Mayi verlieren mit dem Abzug der Ruander ihre Existenzberechtigung. Für die Regierung ist das ein kluger Schachzug. Sie wird nicht müde, der Bevölkerung zu erklären, daß sie bei ihrer Unterstützung für die Mayi-Mayi-Rebellion von ruandischen Hutu-Milizionären manipuliert würde.

Die Mehrheit der Bevölkerung von Bukavu empfindet den ruandischen Abzug als Sieg und spricht von einer „zweiten Befreiung“ – nach der ersten, dem Sturz des Mobutu-Regimes. Um dauerhaftes Vertrauen zu gewinnen, müßte die Regierung nun Maßnahmen für Wiederaufbau treffen. Werner Finkenthal