Bayern als beliebter Treffpunkt für Neonazis

■ Veranstalter rechtsextremer Aufmärsche und Konferenzen zieht es in den Freistaat

Nürnberg (taz) – In Kösching bei Ingolstadt soll am kommenden Wochenende wieder einmal eine „Vereinigte Rechte“ gegründet werden, eine Woche später wollen in München Alt- und Neonazis aufmarschieren und eine SPD-Parteifahne verbrennen. Vor zwei Wochen trafen sich in Furth im Wald rund 500 Rechtsextremisten aus ganz Europa zu einem Jugendkongreß. Der Freistaat Bayern wird zusehends zum Aufmarschfeld und beliebten Konferenzort der rechtsextremen Szene.

Den Anfang machten die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN). Die NPD-Jugendorganisation rief unter dem Motto „Zerschlagt die EU-Diktatur des internationalen Großkapitals“ zum „4. Europakongreß der Nationalen Jugend“ auf. Rund 500 Neonazis kamen am 18. Oktober nach Furth im Wald. Unbemerkt von der Öffentlichkeit trafen sich Rechtsextremisten aus Österreich, Holland, Belgien, Spanien, Frankreich und den USA im örtlichen „Postgartensaal“. Der Versuch der rechtsextremen „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ (DLVH), am kommenden Sonntag in Kösching bei Ingolstadt die „Neuformierung der deutschen Rechten“ voranzutreiben, wird dagegen nicht unbemerkt bleiben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat sich zwar aus dem Kreis der Gegendemonstranten mit der Begründung verabschiedet, man wolle „diese Hinterhofveranstaltung nicht noch weiter aufwerten“, aber Bündnisgrüne, PDS und Antifa-Gruppen planen eine Mahnwache vor dem „Amberger Keller“. Offizieller Veranstalter der „Großkundgebung des demokratischen Patriotismus“ ist der in Coburg ansässige „Verein der Nation-Europa-Freunde“. Dieser Verein hat sich im Umfeld der allmonatlich in einer Auflage von 15.000 Exemplaren erscheinenden Monatszeitschrift Nation & Europa gebildet. Neben deren Herausgeber Peter Dehoust wird in Kösching auch der DLVH-Chef Harald Neubauer, Ex-„Republikaner“-Chef Franz Schönhuber, der Europaabgeordnete der „Front National“, Yvan Blot, und der Vorsitzende des belgischen „Vlaams Blok“, Frank Vanhecke, auftreten. Eine Woche später wollen NPD und JN in München Rache üben für eine Demonstration im August, bei der eine JN-Parteifahne verbrannt worden war. Unter dem Motto „Stoppt den linken Terror von PDS und Jusos“ wollen sie am 8. November zur SPD-Zentrale am Oberanger ziehen und dort eine rote Fahne verbrennen. Grüne, Gewerkschafts- und SPD- Verbände sowie antifaschistische Gruppen wollen verhindern, daß „Neonazis am Wochenende des Gedenkens an die Opfer der Reichspogromnacht zum zweiten Mal in diesem Jahr in München aufmarschieren“, und rufen zur Gegendemonstration auf.

Schon am 1. März diesen Jahres gelang es NPD und JN, rund 4.000 Sympathisanten nach München zu mobilisieren, um gegen die Wehrmachtsausstellung zu protestieren. Etwa 10.000 Gegendemonstranten stoppten den NPD-Aufmarsch. Kreisverwaltungsreferent Hans- Peter Uhl (CSU) will eine ähnliche Konfrontation verhindern und zögert bislang, die Gegendemonstration zu genehmigen. Bernd Siegler