Maschinenspucke

■ Die Performance „Transformat IV/ Lost Reno Roadshow“auf Kampnagel

Eine Sache gleich vorweg: Wer den Maschinenkunstabend mit Tom Dieckmanns Lost Reno Roadshow und Transformat IV von Jochen Liedtke und Christian Günther besucht, muß damit rechnen, von einer Maschine aufs Fieseste mit Schlabber bespuckt zu werden. Aber das ist o.k.: Wenn Kunst schon nicht weh tut, sollte sie zumindest Spuren hinterlassen.

Die Show beginnt zu Industrialsounds mit Minimalbewegungen eines auf eine gekrümmte Bahn geschnallten Objekts. Die erste Assoziation ist natürlich: Gleich wirft dieses Ding etwas um, dann fällt das nächste, und das ganze wird ein Perpetuum Mobile. Eine Erwartungshaltung, mit der gebrochen wird. Zwar fangen alle Objekte, Roboter und Maschinen irgendwann an, sich bei gleichzeitiger Soundverdichtung in Bewegung zu setzen, doch interagieren sie dabei nicht kreislaufhaft.

Ein Rodeo-Roboter zuckt elektroorgasmusgeschüttelt, eine kopflose Prothesenfamilie zuckt unter Schmodderbeschuß, eine Vorrichtung schleudert Sexpuppen gegeneinander, eine andere zerquetscht Gummibrüste. Tom Dieckmanns Freakshow ist wahrlich eine Fundgrube für Leute, die psychologisch an so etwas rangehen und hinter all dem einen ödipal-geplagten, vom Maschinenbaustudium abgelehnten Menschen zu sehen glauben. Dabei ließe sich genau so gut sagen, das Roboter- und Fernseher-Spektakel sei einfach nur die Sneak-Preview des nächsten Man Or Astroman?-Konzerts.

Einziges Problem dieser Performance scheint zu sein, daß es sich eben um eine Performance und nicht um eine dauerhafte Installation handelt. Denn so ist man aufgrund der zeitlichen Komprimierung und angelernter Interpretationsmuster unweigerlich versucht, in den disparaten Elementen einen singulären Plot zu suchen. Die Einrichtung als dauerhafter Erlebnispark wäre der Lost Reno Show angemessener. Jens Kiefer

heute und morgen, 22 Uhr, k4