Unheil, dein Name ist Gates! Von Wiglaf Droste

Keine Angst: Dies ist keiner der unzähligen Artikel darüber, wie ein Autor sich einen PC oder ein Laptop kaufte, und wie das Gerät dann Zicken machte, und wie nervtötend und schlimm und aber irgendwie lustig das war, höhö, schmunzelt die alte Muffe. Schließlich schreibt man ja auch keine Texte über Handys und ihre Benutzer und wie gurke die sind, denn das ist a) ein längst gelutschter Drops, muß also b) Hellmuth Karasek überlassen werden, der sein Büchlein „Hand in Handy“ aber wenigstens im Untertitel „Bekenntnisse eine gehörnten alten Esels“ hätte nennen sollen, denn um genau solche handelt es sich dabei, und c) gibt es über das Handy nur eine substantielle Sache zu berichten, daß es nämlich in der Schweiz ein Geschirrspülmittel namens „Handy“ gibt, in einer keilförmigen Flasche in der Mode-, ja Trendfarbe Vollorange, und mit diesen Geräten am Hals oder im Halfter sähe ich die Handy-User wirklich gerne in der Gegend rumlaufen: als ambulante Spülis.

Nein, hier geht es nicht um die Selbstverständlichkeit, daß Computer nicht funktionieren, dieser Text sagt Ihnen, warum das so ist. Und abermals kann ich Sie beruhigen: Es folgt kein Gratisgejengel über Monopol- und Spätkapitalismus – es folgt die wirkliche Wahrheit: Bill Gates ist ein Sadist; sein Bedürfnis nach immer mehr, immer größerem und immer neuem menschlichem Leid ist unstillbar. Als eine Art virtueller Dr. Mabuse bzw. Dr. Dralle hockt der „Microsoft“-Chef in seiner kalifornischen Kommandozentrale; weltweit hat er in jeden Computer und in jedes Laptop heimlich eine Kamera und ein Mikro einbauen lassen, und wenn ihm danach ist – und ihm ist immer danach! –, klickt er per Fernbedienung das Gerät irgendeines seiner Milliarden Opfer an und weidet sich an seinem Anblick: Wie es vor der Maschine sitzt und flucht und heult und verzweifelt, und wie es davor auf die Knie fällt und bittet, bettelt und fleht, und dann gnickert Bill Gates zufrieden in sich hinein: Njihihihihi...

Auch ich war lange ein Opfer von Bill Gates – zu lange. Dann aber schlug ich ihm ein Schnippchen und sprang ihm von der Schippe: Ich hatte meinerseits ein Bild-Ton-System in mein Laptop installiert und lag auf der Lauer. Als mir mein Frühwarnsystem meldete, daß Gates, um aus meinen computeralen Qualen Lustgewinn zu schöpfen, sich bei mir eingeklinkt hatte, erschlug ich meinen Laptop, mit diesen Händen, die den Text, den Sie gerade lesen, geschrieben haben. Ich sah noch Gates' wutverzerrtes Gesicht auf meinem Bildschirm verglühen, und dann gingen für immer die Lichter aus. Nichts aber bereitet Bill Gates größeren Verdruß, als wenn sich ihm ein Opfer entzieht, und sei es durch Suizid. Ich verscharrte die Leiche des Laptop hinter dem Haus und pißte noch ins offene Grab. Seitdem geht es mir besser.

Vor allem aber ist dies keines jener Lamenti über Computer oder Laptops, die auf einem Computer oder Laptop geschrieben sind – diesen Text habe ich – und noch mal: mit diesen Händen – auf meiner guten alten Zweihundertfünfzigmarks-„Brother“-Schreibmaschine geschrieben, und ich hoffe, man merkt ihm das an: Gib Gates keine Chance!

(Lesen Sie nächste Woche: „Der Kampf geht weiter, brother!“ alles über Kanak Sprak, Feri Ultra und Fotzenbartträger