Das Portrait
: Das Ärgernis

■ Ekkehard Wenger

Ekkehard Wenger, Wirtschaftsprofessor und Enfant terrible der deutschen Aktionäre Foto: dpa

Befragt jemand Ekkehard Wenger zu den Spitzenmanagern in Deutschland, legt der Professor für Bank- und Kreditwirtschaft los. Die wechselseitigen Verflechtungen der einzelnen deutschen Konzerne über die Aufsichtsräte bezeichnet er als „Quasi- Feudalsystem“, das wie „Mehltau über der deutschen Wirtschaft“ liege und eine unabhängige Kontrolle verhindere.

Querulanten gegen die Macht von Banken-Aufsichtsräten und Konzernvorständen gibt es viele, aber Wenger und seine Mitstreiter vom Uni-Institut in Würzburg werden konkret. Auf Hauptversammlungen stellen sie detaillierte Fragen zu versteckten Rücklagen und zum Verdienst der Vorstände.

Wenn Wenger die gewünschten Informationen nicht erhält, zögert er nicht mit einer Klage vor Gericht. Ein Schwerpunkt sind die neuen Verdienstmöglichkeiten, die sich Vorstände in letzter Zeit genehmigen, die Aktienoptionen. Dabei können die Begünstigten in der Zukunft Aktien zum Preis von heute kaufen. Wenn der Kurs steigt, machen sie fette Beute. Wenn der Kurs aber fallen sollte, können sie die Optionen wieder an ihre Firma zurückgeben und erhalten ihr Geld zurück.

Gestern hat das Landgericht in Stuttgart die Klage der Arbeitsgruppe Wenger gegen Daimler abgewiesen. In der mündlichen Urteilsbegründung heiß es, der Plan der Daimler-Benz AG zur Ausgabe von Wandelanleihen für 1.600 Führungskräfte des Unternehmens entspreche dem Aktienrecht. Wandelanleihen können wie Optionen nach einer bestimmeten Zeit in Aktien umgetauscht werden.

Dem 45jährigen Betriebswirtschaftler geht es keineswegs um die Arbeit gegen den unbegrenzten Kapitalismus – im Gegenteil. Er schlägt sich auf die Seite der Aktionäre, weil er von einer besseren Kontrolle der Vorstände mehr Dividende und bessere Kurse für die Anleger erhofft.

Ein Exvorstand der Commerzbank nannte ihn deshalb einen „Ideologen“, anderswo wurde ihm einfach das Mikrofon auf der Hauptversammlung abgedreht. Für Wenger ist das nur eine Bestätigung seiner Arbeit und ein Beispiel für seine Studenten: Für die gehört der Besuch von Hauptversammlungen zur Ausbildung. Studenten müßten selbst hören, was die Vorstände manchmal für einen Blödsinn reden, findet Wenger, „sonst glauben die das nicht“. rem