Geheimbericht auf KZ-Postkarte gefunden

■ Unsichtbare Tinte: Forscher in Yad Vashem entdeckt Botschaft eines Holocaust-Opfers

Jerusalem (dpa) – Auf einer Postkarte mit Liebesgrüßen aus einem deutschen Konzentrationslager haben Forscher der Holocaust- Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Jerusalem einen Geheimbericht über die schreckliche Lagerrealität entdeckt, den ein Häftling mit unsichtbarer Tinte geschrieben hatte.

Wie die israelische Tageszeitung Jedioth Achronoth berichtete, war die Postkarte vom 20. August 1943, die entweder aus Auschwitz oder Krakow-Plaszow abgeschickt wurde, „Yad Vashem“ von einem Holocaust-Überlebenden vermacht worden. Die Postkarte der polnischen Jüdin Lola Bergmann mit den Worten: „Ich erinnere mich Deiner mit Liebe“ war an einen Mann namens Jacob Rosenblum in Bukarest adressiert. Ein Forscher des Gedenkstätten- Archivs auf ließ die Karte mit Infrarotlicht untersuchen. Auf diese Weise wurde ein Bericht über die Nazi-Greueltaten in dem Lager sichtbar, den ein Lagerinsasse namens Otto unterzeichnete: „Konzentrationslager – alles andere ist Betrug. Hungertod, Epidemie, Folter, Folterkammer, Höllenangst, Vergasung, Hinrichtung, Einäscherung“. Der Häftling bat verzweifelt um Unterstützung: „Es hat Eile: Leuchtpistole, Lichtbilder, Geheimtinte. Flugzeugstützpunkt, es ist keine Zeit. Der Kessel wallt.“ Das weitere Schicksal der Absender sei nicht bekannt, schreib die Zeitung weiter.

Nach Angaben des Forschers Schaul Grinstein könnte es sich bei dem Häftling um Otto Hess handeln, Mitglied der österreichischen Untergrundbewegung. Hess wurde 1942 festgenommen und zwei Jahre später hingerichtet.