Bremsen nicht gezogen

■ Prozeß um Flugzeugunglück von 1989: Bordingenieur reagierte offenbar falsch

Weil sich der Bordingenieur offenbar falsch verhielt, sind bei dem Flugzeugunglück 1989 in Berlin- Schönefeld 21 Menschen ums Leben gekommen und zahlreiche verletzt worden. Zu diesem Schluß kam gestern ein Sachverständiger des Luftfahrtbundesamtes im Prozeß um das tragische Unglück. Hätte der Bordingenieur richtig reagiert, wäre die Maschine noch auf der Rollbahn zum Stehen gekommen, sagte der Experte. Nach dem Kommando „Abbruch“ des Piloten hätten die erforderlichen Maßnahmen zum Bremsen vorgenommen werden müssen.

Der Bordingenieur der auf einem Feld zerschellten und in Feuer geratenen Maschine der DDR- Fluggesellschaft Interflug muß sich wegen fahrlässiger Tötung von 21 Passagieren verantworten. Er soll den Pilotenbefehl nicht befolgt haben. Statt Umkehrschub einzulegen, soll er die Triebwerke abgeschaltet haben. Der 54jährige Ingenieur hatte sich auf einen Schock in einer nie geübten Situation berufen.

Der Experte, selber Fluglehrer und Pilot, betonte, daß der Angeklagte als Begleitpersonal den Befehl des Kapitäns auf jeden Fall hätte ausführen müssen. Auch in der extremen Situation nach Erreichen der Abhebegeschwindigkeit hätten die gleichen Handlungen durchgeführt werden müssen, wie in der Ausbildung erlernt. Die russische Maschine sei durch Ausfall des Höhenruders nicht mehr steuerbar gewesen. Es habe keine andere Möglichkeit bestanden, als anzuhalten. Der Prozeß wird Mittwoch fortgesetzt. dpa