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: Buntes Vokalpatchwork – Zap Mama im Huxley's

Zap Mama sind tot, es lebe Zap Mama. Nach fünf außergewöhnlich erfolgreichen Jahren löste Urmutter Marie Daulne das von ihr gegründete Frauenvokalquintett kurzerhand auf, um eine Verschnaufpause einzulegen. Die Schwestern gingen eigene Wege, und Marie Daulne zog sich zurück und bekam ein Kind. Doch die Wiedergeburt der Zap Mama ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem Kurzauftritt als Backgroundstimme bei Michael Frantis Spearhead meldete sich Marie Daulne zurück. Im siebten Jahr ist sie nun wieder voll da, mit neuem Schwung und neuem Album, welches, der Kerbe auf der Zeitachse entsprechend, schlicht „7“ betitelt wurde.

Auf dem Cover präsentierte sie sich, in unscharfer Polaroid-Manier, ganz allein mit gefalteten Händen und gesenktem Blick. Doch die letzte verbliebene Zap Mama führt die Geschäfte keineswegs solo weiter, im Gegenteil. Sieben neue WeggefährtInnen hat sie um sich geschart. Dieses Mal allerdings kein reines A-capella-Ensemble mehr, sondern praktisch eine Band, bei der auch Männer mit im Spiel sind. Bass, Gitarre und Percussion unterfüttern nun das buntscheckige Vokalpatchwork der stilprägenden Leitstimmen, die sich mal als soulige Schmusedecke zum Schlafzimmerblues andienen, meist aber im funkigen Afropopgewand daherkommen.

Der afrikanische Kontinent bleibt weiterhin der zentrale Bezugspunkt des Zap-Mama-Konzepts. Nicht nur, weil die Afrobelgierin Marie Daulne einst in Zaire geboren wurde, sondern vor allem, weil sie auf ihren vielen Klangforschungsreisen zu so unterschiedlichen Völkern wie den Pygmäen oder den Tuareg deren traditionelle Gesangstechniken erlernte, die sie in ihren eigenen Stil integrierte. Darüber hinaus lassen sich wie gewohnt unschwer auch karibische, europäische und sogar indische Einflüsse aus dem großen Zap-Mama- Eintopf herausschmecken. Die ganze Welt dient schließlich als Inspirationsquelle und Fundus für Songideen, die allerdings nicht, wie heute üblich, als Konserven gespeichert und per Sample abgerufen, sondern in kunstvoller Hand- und Mundarbeit selbst produziert werden. Mit traditionellen Techniken zukunftsträchtige Crossover- Entwürfe zu zeitigen – das macht Zap Mama zu der Ausnahmeerscheinung im globalen Pop-Biz, die sie weiterhin sind. Nie waren sie so wertvoll wie heute. Daniel Bax

Sonntag, 20 Uhr, im Huxley's, Hasenheide 108–114, Neukölln