Der neue König strahlt nicht

■ Fast zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters wird Letsie III. zum König von Lesotho gekrönt

Johannesburg (taz) – Letsie III. wirkt nicht glücklich. Kaum ein Lächeln kommt über seine Züge, obwohl sein Volk ihn bejubelt. Der neue König zieht nicht nach alter Sitte in Lesotho zu Pferd ins Stadion von Maseru ein, sondern in einem offenen Landrover. Den Ehrengast der Zeremonie wird's freuen: Prinz Charles, der oben auf der Tribüne sitzt, um seine Mutter Elisabeth II. als Oberhaupt des Commonwealth zu vertreten.

Es ist Charles' erster öffentlicher Auftritt nach dem Tod seiner geschiedenen Frau Diana. Vor allem die angelsächsische Presse beobachtet, seitdem er im südlichen Afrika gelandet ist, gnadenlos jedes Wimpernzucken. Lassen nicht Charles' Äußerungen vom Tag zuvor beim König von Swasiland erkennen, daß das Haus Windsor reformwillig ist? Den 20.000 Menschen im Stadion ist das einerlei. Daß aber der britische Thronfolger ihretwegen angereist ist, ist eine große Ehre. Gibt es nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Königshäusern, den Tod von nahen Angehörigen durch Autounfälle zum Beispiel?

Im afrikanischen Zwergstaat Lesotho ist Nationalfeiertag. Alle Geschäfte, alle Schulen, alle Ministerien bleiben an diesem Freitag geschlossen. Die Basuthos, ein bitterarmes Bergvolk von zwei Millionen Menschen, sind stolz auf ihre Monarchie und vielleicht auch auf ihren neuen König. Obwohl der gar nicht so gern König werden wollte. Doch nachdem sein Vater Moshoeshoe II. Anfang vergangenen Jahres bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, blieb dem ältesten Sohn keine Wahl.

Manche in Lesotho setzen darauf, daß der 34jährige ein schwacher König wird, weil sie dann selbst mehr Einfluß haben. Frieden hatten die Basuthos mit ihren Königen nur selten, obwohl diese politischen Reformen zustimmten und Parteien zuließen.

Schon Letsies Vater, benannt nach dem ersten König der Basutho, der im 19. Jahrhundert die Monarchie begründete, war umstritten. 1966 wurde Lesotho unabhängig von Großbritannien. Moshoeshoe II. war fortan Spielball der Politik, sorgte aber auch seinerseits immer wieder für handfeste Krisen. Dreimal wurde er entmachtet, zweimal ins Exil gejagt. 1990, nachdem Moshoeshoe nach England geflüchtet war, war der jetzige König schon einmal im Amt. Sein Versuch, den Vater wieder auf den Thron zu setzen, löste eine Krise im gesamten südlichen Afrika aus. Aber über so etwas spricht man an großen Feiertagen nicht. Fast zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters erhält Letsie die königlichen Insignien: einen Umhang aus dem Fell wilder Tiere, ein buntes Perlenband und eine große Feder. Kordula Doerfler