Rheinländer mauscheln um Airport

Eigentlich hatte die Harpen AG das höchste Gebot für den Flughafen Düsseldorf abgegeben. Das Land NRW verkauft aber lieber an den Baukonzern Hochtief  ■ Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Bei der Privatisierung des 50prozentigen Landesanteils am Düsseldorfer Flughafen scheint Hochtief, ein Tochterunternehmen des Energiemultis RWE, das Rennen zu machen. Ein erster Kaufvertrag zwischen dem Essener Baukonzern Hochtief und der Düsseldorfer Investitionsbank, die für Nordrhein-Westfalen den Kauf abwickelt, wurde schon am Mittwoch unterzeichnet. Nachdem die Einigung gestern durchgesickert war, sprach ein Vertreter des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums von der „Paraphierung eines Zwischenergebnisses“. Die Verhandlungen zwischen Hochtief, dem Land und der Stadt Düsseldorf gingen weiter.

Der Verkaufspoker, der unter der Oberaufsicht von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) abläuft, gestaltete sich in den vergangenen Wochen dubios. Im Schlußspurt war zunächst die Dortmunder Harpen AG, eine Tochter des Energiekonzerns VEW, zum besten Bieter erklärt worden. 308 Millionen Mark hatte das Unternehmen als Kaufpreis geboten und damit den einzig verbliebenen Konkurrenten Hochtief, der nach Informationen der taz mit 305 Millionen Mark nur knapp darunter lag, abgehängt. Die Entscheidung wurde den beiden Unternehmen am Abend des 22. September von Clement persönlich erläutert.

In dem schriftlichen Bescheid teilte die Investitionsbank der Harpen AG am selben Tage mit, man erwarte, daß im Laufe der weiteren Verhandlungen der Kaufpreis „nach oben korrigiert“ werde. Beim Wettbewerbssieger rieb man sich daraufhin verwundert die Augen. Richtig voran kamen die Verhandlungen mit dem Land danach nicht mehr. Am 10. Oktober wurde der Harpen AG dann plötzlich der Status des besten Bieters entzogen. Darüber war neben dem Dortmunder Unternehmen auch die Stadt Düsseldorf, die am Flughafen 50 Prozent hält und lieber Harpen als künftigen Partner sähe, entsetzt. Als zweiter Eigentümer besitzt die Stadt auch ein Einspruchsrecht beim Verkauf des Landesanteils.

Am Ziel ist RWE-Chef Dietmar Kuhnt, der sich in die Verhandlungen immer wieder direkt eingeschaltet hatte, deshalb noch nicht. Für Hochtief steht einiges auf dem Spiel. Scheitert der Konzern in Düsseldorf, drohen auch seine Bemühungen um internationale Airport-Beteiligungen Schaden zu nehmen. Eine deutliche Nachbesserung des Angebots lag deshalb nahe. Kuhnt erklärt zwar öffentlich, das Ursprungsangebot „in keiner Weise“ verändert zu haben, doch das Handelsblatt konnte gestern von einer 370-Millionen- Mark Offerte berichten. Bei einer genauen Prüfung durch das Land habe sich das Hochtief-Ursprungsangebot „um rund ein Sechstel höher herausgestellt“, schrieb das Blatt. Harpen vermutet, daß durch diese Formulierung der „glatte Wettbewerbsverstoß kaschiert werden soll“. In der Ausschreibung hatte die Investitionsbank den Bietern noch erklärt, daß das Kaufangebot nach Abgabeschluß „nicht korrigiert“ werden könne.

Die Düsseldorfer CDU-Opposition kritisierte das Verfahren gestern als „schlechten Stil“. Es rieche förmlich „nach Kungelei“. Für CDU-Chef Helmut Linssen liegt der Verdacht nahe, „daß mit RWE ein Mauschelgeschäft gemacht wird, um RWE zum Stillhalten zu bringen bei Garzweiler“.